Es lief sehr gut! Ich bin total erleichtert.
Es war ein wirklich verständnisvoller und informativer Besuch.
Bevor der Herr gekommen ist habe ich ihn gefragt ob ich Jerry in den Garten sperren soll, weil ich ja weiß wie er bei Besuch ausrastet. Er meinte dann aber, dass ich ihn einfach machen lassen sollte und mir um ihn da keine Sorgen machen soll.
Gesagt, getan. Es klingelte und Jerry raste sofort zur Tür, bellend und knurrend wie immer. Ich hab dann die Tür geöffnet, weil ich ja auch mittlerweile aus Erfahrung weiß, dass Jerry nicht rausläuft und den Besuch auch nicht angreift, solange der eine gewisse Distanz bewahrt. Der Züchter hat mich dann gefragt was ich in dem Fall jetzt normalerweise machen würde. Tür zumachen, Besuch bitten ein paar 100 Meter vom Haus wegzugehen, Jerry in den Garten packen und danach Leute empfangen. Er hat gesagt, dass ich versuchen soll Jerry ruhig zu bekommen, er möchte sehen wie Jerry reagiert. Ich also auf Jerry eingeredet, Leckerlie geholt, Spielzeug geholt und, wie erwartet und wie immer: Null Reaktion. Der Züchter hat dann gemeint, dass das reicht, er hat erstmal genug gesehen, ich soll Jerry wegsperren.
Jerry kam also in den Garten und der Mann konnte endlich das Haus betreten. Wir haben uns dann zusammen hingesetzt und ich hab ihm erzählt wie unser Alltag abläuft, also praktisch genau das gleiche, dass ich auch euch hier erzählt habe. Er war so freundlich und hat mir auch völlig wertfrei gesagt, was zu 99% das Problem ist.
Er stimmt mir zu, dass Jerry mich kein Stück ernst nimmt. Das Problem ist eindeutig, dass Jerry denkt er ist der Herr des Hauses sobald mein Freund weg ist. In Jerrys Augen bin ich mit einem Kind vergleichbar und keine Erwachsene, die in der Lage ist irgendwas zu regeln. Solange mein Freund da ist ist für Jerry alles gut, er weiß, dass mein Freund alles im Griff hat und kann daher entspannen und sich auch auf mich einlassen. Er ist sich auch sicher, dass Jerry kein allgemein aggressiver Hund ist. Jerry hat es sich einfach zur Aufgabe gemacht auf sich und das Haus aufzupassen, wenn mein Freund nicht da ist, was an und für sich nicht schlimm ist und auch normal für Schäferhunde. Das Problem ist hier einfach, dass es für ihn keinen Unterschied macht ob ich da bin oder nicht. Er lässt mich "gütigerweise" hier im Haus mitleben, aber zutrauen tut er mir gar nichts. Deshalb auch die "Übergriffe"von Seiten des Hundes. Sobald ich etwas tue, was Herr Hund nicht genehmigt hat maßregelt er mich.
Er hat auch klar gesagt, dass das weder für Hund und schon gar nicht für mich zumutbar ist. Der Hund steht unter Dauerstress, weil er sobald mein Freund weg ist das ständige Gefühl hat auf alles aufpassen zu müssen, alles regeln zu müssen. Und für mich ist das natürlich eine schlimme Situation und umso unsicherer und ängstlicher ich werde, desto mehr bekommt der Hund das Gefühl, dass er das richtige tut und sich selbst überlassen ist.
Er gibt mir da aber auch überhaupt keine Mitschuld, er meint, dass weder der Hund noch ich etwas dafür können. Hier ist der Alleinschuldige mein Freund. Er hätte von Anfang an klären müssen, dass ich auf der selben Stufe stehe wie er, dass Jerry in mir genauso einen mündigen Erwachsenen sieht, dem er sich ohne Sorge unterordnen kann und sich verlassen kann. Aktuell stehe ich nicht einmal auf selber Stufe wie der Hund, ich bin hier, so wie es jetzt ist, das letzte Glied in der Kette. Herrchen>Hund>Frauchen, zumindest in den Augen des Hundes.
Er hat aber auch gemeint, dass das etwas positives ist, da man mit einem Trainer daran arbeiten kann. Es wäre schwieriger, wenn der Hund mich generell nicht ausstehen könnte oder allgemein aggressiv wäre. Er hat gesagt, dass es ein Stück Arbeit wird, aber machbar ist. Mein Freund muss aber mitmachen.
Er hat Jerry mitgenommen und er wird jetzt bei ihm zuhause in einem Zwinger bleiben, bis mein Freund am Donnerstag wieder zurückkommt. Danach sollen wir beide kommen und den Hund holen. Dann wird der Züchter ein Wörtchen mit meinem Freund reden und uns sagen wie es jetzt am besten weitergeht. Er hat auch Trainerkontakte und sieht zu, welchen er uns am schnellsten vermitteln kann.
Ich fühle mich heute das erste Mal seit Monaten wieder zuhause und frei. Es ist ungewohnt sich angstfrei im Haus bewegen zu können. Ich habe sogar meine Eltern morgen auf Kaffee und Kuchen eingeladen, weil auch das das erste Mal seit 3 Monaten wieder möglich ist.
Ich glaube, dass jetzt etwas weitergeht. Ich möchte mich nochmal herzlich bei allen hier bedanken, dank euren vielen Antworten und Meinungen hat mein Freund verstanden, dass handlungsbedarf besteht und jetzt wo der Züchter mit im Boot ist, bin ich mir sicher, dass eine Veränderung stattifnden wird :)