Hi,
ich hatte mir ja eigentlich geschworen, dass nie wieder ein Kafi in eins meiner Becken einziehen wird... aber wie es halt so ist im Leben, es kommt immer anders als man denkt.
Das was ich jetzt schreibe können bestimmt nur eingefleischte Aquarianer bzw. Kafi-Fans nachvollziehen, andere werden jetzt denken "spinnt die... ?? Das ist doch "nur" ein Fisch". :irre:
Ja, ein Kafi ist so gesehen auch "nur" ein Fisch (wie jeder andere), aber ich persönlich habe ein ganz besonderes Verhältnis zu dieser Spezies. Ich muss dazu etwas ausholen....
Vor Jahren, in meinen ersten Becken (180l), zog irgendwann mal ein dunkelblauer Kafi ein. Der arme Kerl paddelte halbtot durch das Verkaufsbecken, man hatte ihn zusammen mit flossenzupfenden Arten dort untergebracht und, naja, der jüngste war er wohl auch nicht mehr. Damals befanden sich fast nur Bodenbewohner in meinem Becken (Corys etc.), die sind auch heute noch alle da, mittlerweile sind sie steinalt aber ich liebe meine grauen Senioren über alles.
Opi, so nannte ich ihn, blühte schon nach wenigen Tagen sichtlich auf, er fraß mir sogar aus der Hand. Immer wenn er mich sah kam er an die Frontscheibe gepaddelt, blitzschnell, *g* und dann drehte er sich immer von links nach rechts, so dass er mich genau sehen konnte. Und was habe ich ihm durch die Scheibe nicht alles erzählt... *g*. Steckte ich meinen Finger ins Wasser dann ließ er sich streicheln, wenn ich aufhörte schwamm er immer im Kreis um meinen Finger, den Hautkontakt suchend, so als wenn er mich streicheln wollte. Klingt verrückt ? Mag sein, es war aber so.
Nach ein paar Wochen bemerkte ich eine Veränderung bei ihm... sein rechtes Auge war etwas angeschwollen. Das gefiel mir gar nicht, denn es befand sich ja kein weiterer Fisch in dem Becken, der ihm eine solche Verletzung hätte zufügen können. Die WW waren ok, es konnte nur eine bakterielle Infektion oder sowas sein... vielleicht sogar Fisch-TBC ? Oder das sog. "Glubschauge" ?
Jetzt ging der Behandlungswahnsinn los.... da die Corys etc. keine Anzeichen zeigten richtete ich einkleines Quarantäne-Becken ein. Vorteil: Ich konnte Opi darin gezielt behandeln. Nachteil: Dieses verdammte Ding musste erstmal einlaufen. Also impfte ich es mit Filterbakterien an, entnahm 50% Wasser aus dem damaligen 52l Guppy-Becken und zählte die Stunden... die Zeit ließ mir davon, Opi ging es immer schlechter. Ich konnte das gekaufte Antibiotikum, sowie die SMBB nun auch nicht in das 180l Becken geben, da ich damit sicherlich den gesunden Fischis geschadet hätte, eine gezielte Behandlung war SO also nicht möglich. Also setzte ich alles auf eine Karte (nachdem mir mehrere Fachleute schon sagten, dass es sich "binnen der nächsten Tage eh erledigt hätte mit ihm").
Ich setzte Opi in das Quarantäne Becken, gab die Medizin ins Wasser sowie ein hochdosiertes Aufbau-(Vitamin) Präparat. Ich achtete auf erhöhte Sauerstoffzufuhr, setzte gedämpftes Licht ein... ich schlief sogar vor dem Becken Nachts weil ich einfach wollte, dass er mich sieht... es klingt mega-bescheuert (!), ja, aber ich wollte einfach das er mich sieht... das er weiß, dass ich ihn nicht allein lasse. Der dritte Tag: Ich werde Morgens wach, blicke ins Becken und Opi liegt auf der Seite auf dem Boden. Ich springe auf, schnappe mir den armen Kerl mit der Hand und lass ihn sanft in meiner halb geöffneten Hand durch das Wasser gleiten. Ich hatte echt Tränen in den Augen, schrie immer nur "schwimm endlich, SCHWIMM!!!!!" Nach ein paar Minuten bewegte er sich, ich weiß bis heute nicht warum, aber er schwamm auf einmal wieder los, plüsterte sich auf und wenn ich es nicht besser wüsste, dann könnte man das Verhalten glatt als "warum hast du mich nicht schlafen lassen" interpretieren. Sein Auge war etwas weniger dick, und zum ersten Mal fraß er auch wieder. Sein Lieblingsessen natürlich: rote Mückenlarven. Ja, er wurde - so gesehen - gebarft... viel Frisches (Gemüse wie z.B. Gurkenfetzen und eben auch Lebendfutter oder mal einen zerkleinerten Scampi, der Tags zuvor aufgetaut wurde). An diesem Tag glaubte ich, dass alles gut wird, dass er er schafft. Er schwamm so fidel dort in dem Becken rum, sein Auge schwoll ab... aber all das war trügerisch. An diesem Tag richtete ich ihm ein eigenes 56l Becken ein, ich dachte, dass ich ihn halt noch etwas in der Quarantäne lasse (1-2 Wochen, bis das andere Becken eingelaufen ist) und dann setze ich ihn in sein eigenes Reich. Mit zwei hübchen Weibchen, alles dicht bepflanzt... ein Kafi Paradies eben. Am Abend des gleichen Tages änderte sich sein Zustand jedoch drastisch. Er torkelte, sein Auge war definitriv wieder dicker und er versuchte ständig Luft zu holen an der Oberfläche. Ich versuchte es mit "Strohhalm-Beatmung" (trotz Sauerstoffzufuhr auf "full Power"), mixte die Mückenlarven mit den Medis (sorry wenn ich sie jetzt nicht alle namentlich nenne, ich habe die leeren Verpackungen aber bis heute aufbewahrt und könnte sie rauskramen auf Wunsch), und ich fütterte ihm das mit einer Pipette. In dieser Nacht kam ich über 5 Ecken auch an eine Adresse in Holland über das Internet wo es ein Medikament gab, das aber hier in Deutschland nicht zugelassen war (und noch immer nicht ist). Parallel wusste ich aber auch, dass ich meiner Pflicht sehr nahe stand ihm seinen letzten Weg zu ermöglichen... ich wollte und konnte DAS jedoch nicht. Ich wusste mir irgendwann um 2 Uhr Nachts nicht mehr anders zu helfen als die komplette Dosis der noch vorhandenen Medikamente ins Wasser zu kippen. Er saß ganz ruhig auf dem Kies, blaß, etwas zur Seite geneigt und ich verabschiedete mich von ihm. Niemals, wirklich NIEMALS hätte ich ihn so erlösen können wie es verantwortungsvolle Aquarianer eben tun.... keine der als bekannt humanen Methoden hätte ich durchführen können und ich kann Nachts auch niemanden aus dem Bett klingen der das für mich tut. Ich rede hier nicht von einem TA, ein solcher hätte mich ja hinsichtlich dessen, dass es sich hierbei nur um einen kleinen Fisch handelt für völlig bescheuert gehalten....
Wäre er jetzt aufgrund der Medis durchgedreht, dann, ja dann hätte ich ihm den schnellen Tot ermöglichen müssen. Niemals hätte ich mitangesehen, wie er panisch vor die Scheiben schwimmt aber das war nicht der Fall nachdem ich alle Medis ins Wasser gab. Er wurde ruhiger, atmete nicht mehr so schwer. Schlafen konnte ich eh nicht, mir war es wichtig das er weiß "sie lässt mich nicht allein".
2 Stunden später richteten sich seine Flossen wieder auf, er torkelte, aber er WOLLTE schwimmen. Das Wasser sah aus wie vernebelt, so roch es auch, wegen dem ganzen Zeug. Aber Opi richtete sich auf und schwamm los ! Das hielt an bis Mittags, danach ging es weiter bergauf. Seine blaue Farbe kam wieder zum Vorschein und er zog, wenn auch noch etwas ungeholfen, seine Bahnen. Ich hütete mich irgendwas an dem Wasser/ Medikamenten-Mix zu ändern... denn es ging ihm stündlich besser.
5 Tage später war auch die Schwellung an seinem Auge fast ganz weg, ich wollte ihm die Quarantäne nicht länger antun und setzte ihn das Becken (WW waren top), das ich eigens für ihn eingerichtet hatte. Grünpflanzen überall, ein gedämpfter Filter und eine Dennerle African Lake Röhre sollten ihm Wohlbehagen verschaffen. Ja, und er fühlte sich wohl und wohler.
14 Tage später kamen zwei Weibchen dazu, es funkte mit einem er beiden, das andere Weibchen setzte ich ins Guppy-Becken um, wo sie ihr eigenes Reich für sich hatte. Sie fühlte sich auch super wohl dort.
Dann, wenige Tage später, schwamm das Kafi-Weibchen im Becken von Opi tot an der Oberfläche. Die beiden waren ein Herz und eine Seele... er hatte definitiv NICHTS damit zu tun, im Gegenteil, er schubste das tote Weibchen immer wieder sanft an. Ich nahm das tote Weibchen raus und erfuhr dann *Rat geholt hab*, dass sie den Stress (mit dem anderen Weibchen) wohl nicht gepackt hat. So wirklich fit und gesund erschien sie mir von Anfang an nicht, das andere Weibchen war wirklich extrem aktiv und auch aggressiv... ich hätte sie vielleicht schon früher trennen sollen aber in dem Dickicht des Opi-Beckens war das nun wirklich auch nicht so ohne weiteres auszumachen.
Kurzum, einen Tag später starb Opi.
Ohne ein Anzeichen, er trieb Morgens tot im Becken - an der Oberfläche. Hab ihn zusammen mit seinem Weibchen dann in Garten beerdigt. Bzw, ich hatte das Weibchen dort begraben und ich buddelte das Grab nochmal aus und legte ihn dazu.
Komischerweise war ich sehr gefasst. Aufgrund dessen, dass das Weibchen und er sich gefunden hatten war ich ja nicht mehr seine "Bezugsperson". Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass er friedlich und ohne Schmerzen in seinem wunderschönen eigenen Reich eingeschlafen ist, vielleicht war dies auch der Zeitpunkt wo ER gehen wollte (und konnte)...
Ich legte den beiden noch alle Wasserpflanzen mit ins Grab, das Becken baute ich ab. Ich wünschte, ich hätte ein Schaumnest noch vorgefunden, aber auch das sollte nicht sein.
Nun, vielleicht ist es nun verständlich, warum ich keinen Kafi seit dem mehr haben wollte. Mir sind bunte Fischis, die so unpersönlich nur und ausschließlich nach Futter gieren einfach lieber, *lächel*.
Tja, und heute passierte das, was ich nicht mehr für möglich gehalten hätte...
Ich war bei Kaufland einkaufen. Neben Kaufland ist Zoo-West und ich wollt da eigentlich nur ein bissi Frischfutter für die Corys kaufen. Die Aquaristik Abteilung war gespenstisch leer, fast alle Becken, bis auf 3, waren ohne Fische und ich geh da lang *Scheuklappenblick* bis zum Futterregal und dann seh ich aus den Augenwinkeln noch ein paar schöne Wasserpflanzen. Ich ruf also die Verkäuferin, sie sagt "kooooooomme gleich" und wie es der Teufel will gucke ich blöde Nuss direkt in eins der 3 noch vorhandenen Fischi-Verkaufsbecken.
Dort schwimmt ER... *schluck*.
Allein inmitten von Guppys und Neons. Ich dreh mich weg, warte auf die Verkäuferin wegen den Wasserpflanzen und als sie kommt frage ich sie auch gleich, warum das alles so leer ist. Sie meint mit traurigem Blick "wir schließen Ende des Monats". In diesem Moment kam ich mir komisch vor, denn ich war noch NIE in eben diesem Zoo-West bei Kaufland nebenan um irgendwas zu kaufen. Immer im Fressnapf oder bei der Zoo-West Filliale in dessen unmittelbarer Nähe.
Zudem hatte ich doch noch Futter genug, warum zum Teufel bin ich da heute überhaupt reingestiefelt ???
Ich nahm die Waserpflanzen in der Tüte dann entgegen, klammerte mich an die Wels-Tab-Dose und ging zur Kasse. Ich bezahlte, mit einem dicken Kloß im Hals... ging zum Auto...
Meine Hände zitterten... ich schmiss den Scheiß in den Kofferraum und rannte zurück.
Ich rannte wie bekloppt durch den Laden zu dem Becken wo ER war und sagte nur:
"Der muss noch mit !!! Weiß Gott was mit dem armen Kerl passiert wenn sie ihn bis zur Schließung nicht verkauft haben".
Tja, und nun schwimmt hier wieder ein Kafi Namens Sushi, *strahl*.
Vielleicht ist es Zufall, vielleicht aber auch Schiksal, dass ich ein seit 3 Wochen leeres 56l Becken (komplett eingelaufen und dicht bepflanzt eingerichtet) hier stehen habe. Hier waren bis vor kurzem drei Cambarellus Patzcuarense Orange (CPO) beheimatet, die waren aber schon alt und sie kamen aus schlechter Haltung.... zumindest haben sie noch einige wenige schöne Tage erleben dürfen...
Desweiteren Guppy-Babys, die mittlerweile vermittelt sind und für die das ein Aufzuchtbecken war. Kurzum, eine eigene Nachzucht Guppys. Die Kleinen werden sicherlich bildschön, denn ihr Papa ist ein King-Cobra yellow/ black spottet, Triangel snakeskin (filigran).
Das Becken war also leer, jetzt gehört es Sushi.
Und das ist er:
Die schlechten Aufnahmen möge man mir bitte verzeihen, so bunt wie er hier aussieht ist er nicht - er ist zartrosa. Der Blitz, den ich eigentlich vermeiden wollte kam dennoch zum Einsatz. Das hat ihn jedoch recht schnell in die Flucht getrieben, so dass ich es im Modus "M" probiert habe, ergo musste ich Nachbearbeiten da z.T. über- und unterbelichtet. Aqua-Fotografie ist einfach nicht meine Stärke, SORRY !
Liebe Grüße,
Karin