Mein Retriever-Teenie (fast 2 Jahre alt) ist auch sehr hemmungslos gewesen. Also im direkten Kontakt eigentlich sehr sensibel, hat Korrekturen von anderen Hunden schnell angenommen, hat aber den Stress des Kontakts durch Aufreiten kompensiert, und war generell sehr aufgeregt an der Leine. Bei ihm hat sich schon ganz früh eine Erwartungshaltung gefestigt, weil uns ein paar Mal an der Leine Kontakt "aufgezwungen" wurde.
Ich fahre daher seit 1,5 Jahren folgende Strategie:
- kein Kontakt an der Leine, ausnahmslos, Fremdhunde werden geblockt
- keine Aufregung an der Leine, kein Ziehen zu anderen Hunden, kein Fiepen, Fixieren (wird abgebrochen, oder als das noch nicht fest drin war, ausweichen, umkehren, notfalls wegtragen) - Hauptsache kein Erfolg für das Verhalten ermöglichen
- ruhige Leinenspaziergänge ohne Spiel und mit klaren Regeln, mit wenigen, ausgewählten Hunden, die klar kommunizieren und sich von seiner aufgeregten Art nicht anstecken lassen
- direkten Kontakt nur mit ausgewählten Hunden, die klar kommunizieren können
Aktuell können wir gesittet an anderen Hunden vorbeigehen, nur gutriechende Hündinnen verleiten noch zum Fiepen. Im Freilauf würde er immer noch Kontakt suchen, aber das lässt sich a) mittlerweile besser kontrollieren und b) vermeide ich die Situationen, indem ich rechtzeitig anleine.
Meine Erfahrung ist, dass die meisten Hunde gar keinen Kontakt haben wollen. Auch die Retriever nicht. Die haben dabei einen Konflikt, können mit direktem Kontakt (noch) nicht umgehen, werden dann zu aufgedreht und aufdringlich, und bekommen keine Anleitung von ihrem Menschen, als fahren sie ihre genetische Fiddle- oder "Spiel"-Strategie. Die meisten Hunde reagieren mMn an der Leine (egal ob mit Aggressionen oder Fiepen), weil sie den Kontakt und damit den Konflikt erwarten.
Deswegen ist es für meinen Hund total wichtig zu wissen: nein, der andere Hund ist uns egal, wir gehen einfach dran vorbei und du musst dich nicht mit ihm auseinandersetzen.