Ja, ich hatte in dem Fall die (wie hast du es so schön genannt) 'traditionelle' Methode gewählt.
(Und ich habe damit auch mein Ziel schnell und nachhaltig erreicht.)
Aber ja, das war vielleicht nicht der fairste Weg.
Und ich freue mich tatsächlich, wenn man mir auch andere Lösungsmöglichkeiten aufzeigt. Denn mir ist durchaus bewusst, dass mein Weg sicherlich nicht (immer) der beste ist.
Ich halte es für gar nicht nötig, einen der beiden Wege als 'besser' oder 'schlechter' zu bewerten. Wenn jemand weiss, was und wieso er das tut, reflektiert und didaktisch sinnvoll handelt und dabei nicht gegen das Tierschutzgesetz verstösst, können durchaus beide Wege völlig legitim sein.
Man darf durchaus der Ansicht sein, eine Konfrontation sei in der Situation, in der Du sie schilderst, eine erzieherisch sinnvolle Massnahme. Gleichzeitig darf man aber auch finden, sich so etwas zum Anlass zu nehmen, die Sache gleich etwas tiefgründiger und allgemeiner anzugehen.
Wieso diesen 'komplizierten' Umweg gehen und mit dem Hund nicht einfach 'authentisch' mal Tacheles reden? Weil ich erstens - wenn ich weiss, was ich tue und mir sicher in meinem Handeln bin - genauso authentisch sein kann und weil ich das Problem zweitens an der Wurzel angehen und lösen und nicht nur Symptombekämpfung in der aktuellen Situation betreiben möchte.
Ich versteh nicht, warum ein adäquates "So nicht!" häufig als reine Symptombekämpfung bezeichnet wird. Nicht jedes Fehlverhalten hat seine Ursache in einem größeren Themenkomplex. Und manch Themenkomplex wird durch eine schnelle Reaktion gar nicht erst zu einem Problem. Das schafft Kapazitäten für anderweitiges Training.
Siehe oben. Und weil es - nicht immer, aber in diesem Fall - tatsächlich reine Symptombekämpfung wäre. Ein Hund ist nicht fähig, eine derartige Situation zu verallgemeinern. Arbeite ich nach einem solchen Vorfall allerdings intensiver an der Ressourcenthematik und überlege mir, was sich ändern muss, damit so etwas nicht mehr vorkommt, ist das sicher nachhaltiger. Selbstverständlich kann man aber auch so handeln, wenn man sich für einen aversiven Abbruch entscheidet.
Ich erlebe es in meinem Alltag halt oft, dass aversive Abbrüche bzw. Strafen emotional sehr aufgeladen und eher aus einem persönlich betroffenen Impuls heraus erfolgen. Das wird dann gerne noch mit 'authentisch sein' begründet, obwohl man das Verhalten des Hundes sehr persönlich genommen hat und eigentlich gerade überhaupt nicht fähig ist, reflektiert, erzieherisch sinnvoll, nachhaltig und fair zu handeln.
Dazu kommt, dass Strafen für den Strafenden oft hoch selbstbelohnend ist (weil dieser ja für den Moment sein Ziel zu erreichen scheint.) Nur leider ist zumindest der beabsichtigte Lerneffekt für den Hund vergleichsweise häufig eher gering.