Hallo Maria 648,
Du hast schon sehr viele wirklich gute Antworten erhalten. Auch ich würde Dir schwer dazu raten, nur dann einen Hund zu holen, wenn Du selbst gerne einen hättest und bereit bist, Dich für die nächsten 10-15 Jahre darum zu kümmern. Gut möglich, dass Deine Tochter ihr Interesse am Hund auch während ihrer Jugendzeit beibehält - trotzdem wird es Momente geben, in denen sie den Hund nicht betreuen können wird (Klassenfahrten, lange Arbeits- oder Schultage, etc.)
Auch was die Rasse anbelangt, wäre ich mit einem Border Collie aus allen bereits genannten Gründen vorsichtig. Wenn der Wunsch aber Agility ist, können Shelties oder Pudel in ihrer eigenen Grössenklasse genauso erfolgreich wie die Border. Ausserdem haben sie den Vorteil, dass sie, im Gegensatz zum Border Collie, bei vernünftiger Herkunft, solider Aufzucht und gewissenhafter Ausbildung oft neben richtigen Sportskanonen auch tolle Begleiter im Alltag sein können.
Von Testläufen à la 'wenn Du jeden Tag um 4 Uhr morgens aufstehst, 2 Stunden alleine im dunklen Wald spazieren gehst, Dich bei Regenwetter 5 mal im Dreck wälzt und dreimal wöchentlich die ganze Bude putzt' bevor überhaupt ein Hund einzieht, halte ich gar nichts. Ich fände es sinnvoller, erst einmal in der Umgebung nach einem 'Pflegehund' zu suchen, den sie ausführen darf und den ihr übers Wochenende vielleicht auch einmal 'ausborgen' könnt. Möglicherweise erlauben es die Besitzer sogar, dass Deine Tochter mit dem Hund eine Hundeschule besucht oder eben Sport macht.
So habe ich mir als Teenager, der selber keinen Hund halten durfte, den Traum, Hunden nah zu sein, erfüllt. Bald war ich dauernd mit allen möglichen (und unmöglichen...) Hunden aus der Umgebung unterwegs. Aus der Retrospektive gesehen, hat mir das sogar sehr viele Vorteile gebracht: ich konnte ganz unterschiedliche Hundetypen kennenlernen und viele Erfahrungen in den verschiedensten Bereichen sammeln (Hundeausstellungen, Hundesport, usw.).
Beiträge von Wandelroeschen
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Da ich auch schon über den Working Cocker nachgedacht habe, und mein Mann sich die nächsten Jahre nen Cocker wünscht, hatte ich zunächst an diese Lösung gedacht, da die ShowCocker doch eher zu ruhig sind. (Ja ein ruhiger Hund wär mal was feines🤪)
Sind die kleinen in ihrer Duracellhaftigkeit mit Terriern zu vergleichen oder doch anders?
Ich liebe ja diese flinke, flotte verrückte Art von meinem PRT-Patterdale und kann gut damit arbeiten.
Manchmal denk ich aber auch drüber nach, doch etwas mit 2 Gängen weniger zu halten🤔
Neee, Terrier sind auf Trieb so: 'woistderFuchswoistderFuchswoistderFuchs? und die Working Cocker eher so: 'waskannichtunwiekannichestunlassesmichschnellertun!'
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Hallo Looking,
Ich kenne Working Cockers aus meiner Zeit in England, wo sie - gerade im Norden - sehr verbreitet und beliebt sind. Dort hält gefühlt jeder entweder einen Border Collie, einen Cockapoo oder einen Working Cocker (wo sie häufig einfach Cocker Spaniel genannt werden). Unsere Nachbarn hatten je zwei, im Tierheim gab es sie wie Sand am Meer und auf der Hundewiese waren sie - zusammen mit den Cockapoos - ebenso stark vertreten. Showcocker hab ich in meinem Umfeld in den ganzen Jahren genau auf der Crufts und sonst nirgends gesehen.
Ich liebe die kleinen wuseligen Dinger, aber man muss damit schon umgehen können und sich von ihrer ständigen Aktivität nicht anstecken lassen. Manchen Leuten gefällt das, andere halten die ständige Bewegung, in der diese Hunde sind, kaum aus und es macht sie kribbelig und wütend. Ich habe die Working Cocker nie als nervös im Sinne von 'nervlich instabil' erlebt, aber wenn sie wach sind, wackelt vor Enthusiasmus permanent der ganze Hund. Unter Anspannung und Stress wird das noch extremer. Trotzdem gibt es darunter ganz sicher auch sehr unsichere, ängstliche Vertreter. Gerade auch darum, weil sie zu absoluten Modehunden mutieren und im Moment auf Teufel komm raus vermehrt werden. Die Preise sind völlig explodiert: vor einigen Jahren waren Working Cockers noch relativ problemlos auch mit KC Stammbaum für £400-700 zu bekommen, heute kosten sie häufig locker das doppelte.
Aus vernünftiger Zucht sind sie freundlich, leicht zu erziehen (wenn man mit 'schnellen' Hunden gut zurechtkommt) und sehr hübsch anzuschauen. Einige bringen ordentlich Jagdtrieb mit. Mit den Cockern, die man hierzulande so antrifft, auch in der Jägerwelt, hat diese Rasse überhaupt gar nichts gemein: sie sind viel schneller, aktiver und quecksilbriger. Sie schnüffeln, rennen, wedeln und tun überhaupt alles schnell und in manchen Augen hektisch wie der Teufel, können aber durchaus zu zufriedenen und - im Rahmen ihrer Möglichkeiten - zu ruhigen Hausgenossen erzogen werden. Sind sie unerzogen, zeigen sie sich völlig ausser Rand und Band, ich habe aber nur sehr selten unverträgliche Exemplare kennengelernt. Bei der britischen Polizei werden sie gern zu Sprengstoff-, Bargeld- und Drogenspürhunden ausgebildet. Sie können zu absolut verrückten Balljunkies gemacht werden. Duracellhäschen oder starkes ADHS trifft es dann ziemlich gut.
Falls Du Dir wirklich einen Working Cocker holen möchtest, würde ich sehr genau darauf schauen, woher das Tier kommt und auch den Weg nach England zu einem etablierten und vernünftigen KC Züchter nicht scheuen. -
Bei Tierschutzhunden aus dem Ausland - gerade wenn man sie nur über Social Media kennt - gilt: alles kann, nichts muss. Darauf sollte man vorbereitet sein.
Es gibt Hunde, die fügen sich sofort problemlos ins hiesige Umfeld ein und benehmen sich, als hätten sie nie etwas anderes gesehen. Dann gibt es andere, die sind vor Panik so erstarrt, dass sie zwei Wochen erst einmal unter sich machen, wenn ein Mensch sie auch nur anschaut. Stubenrein sind die wenigsten, leinenführig auch nicht und alleine bleiben können auch nur die allerwenigsten. Das alles zu lernen können viele, aber nicht alle.
Ich erlebe diejenigen Hunde als am schwersten traumatisiert und als am wenigsten anpassungs- und lernfähig, die von Anfang an in einem Tierheim, einer Tötungsstation oder in einer sonstigen Institution gehalten wurden. Das sind eigentlich immer Hunde, die im besten Fall zwar mit Artgenossen, nicht aber mit Menschen gelernt haben, sozial zu agieren und ansonsten (zu) isoliert aufgewachsen sind und die 'richtige Welt da draussen' nie kennengelernt haben.
Ehemalige Strassenhunde sind da sehr viel anpassungsfähiger und unserer Umwelt gegenüber viel resilienter, haben aber gelernt, sich alleine durchzuschlagen. Das sind aber nicht selten auch diejenigen Hunde, die jede Gelegenheit nutzen, sich vom Acker zu machen und sich lieber auf sich selbst als auf einen Menschen verlassen.
Am leichtesten in unser Lebensumfeld integrieren sich meist diejenigen Hunde, die vorher bereits einmal einen Besitzer hatten.
Wenn der Hund bereits in Deutschland auf einer Pflegestelle ist, gestaltet sich eine Einschätzung natürlich einfacher. Trotzdem ist es auch da sehr wichtig, genau hinzuschauen und nachzufragen, wieso der Hund auf der Pflegestelle so funktioniert wie er es tut.
Gerade in einem Fall wie Deinem ist es nicht falsch, sich jede Möglichkeit im Kopf durchzuspielen und sich im Vornherein zu überlegen, was passieren soll und welche Lösungen Du bieten kannst, wenn dieses oder jenes Problem auftritt. Mit einem Hund, den Du nur über ein Bild kennst, holst Du Dir eine Wundertüte ins Haus, dessen musst Du Dir bewusst sein.
Im Tierheim kannst Du den Hund erst kennenlernen, ihn vielleicht einmal an der Leine führen oder gar einen Spaziergang machen. Bei einem Hund, den Du vorher nie gesehen hast, kannst Du das nicht.
Wenn Du wirklich völlig ohne Erwartungen an den neuen Hund herangehst, mit seinen potentiellen Verhaltens- und Erziehungsproblemen umgehen kannst und willst, über die finanziellen, zeitlichen, räumlichen und emotionalen Ressourcen verfügst, Dich verschiedensten Herausforderungen zu stellen, dann spricht nichts dagegen, genau diesen Hund zu holen.
Wie gesagt: es kann absolut problemlos funktionieren und Du kannst jegliche Bedenken anderer als pure Panikmacherei abtun. Das Gegenteil kann aber eben auch eintreten und dann ist es nichts als fair dem Hund gegenüber, möglichst jede Situation, die sich ergeben könnte, erst gründlich durchzudenken. -
Ich kann quietschendes Spielzeug nicht ausstehen. Trotzdem lernt jeder Hund bei mir den vernünftigen Umgang mit Quietschies. Ich will wissen, wie meine Hunde darauf reagieren und inwiefern meine Hunde kontrollierbar sind, wenn sie auf so ein Spielzeug treffen. Können sie sich dabei selber gut einschränken, super. Können sie es nicht, üben wir an der Impulskontrolle. Das ist mir sehr wichtig, weil ich genügend Hunde kennen, die eben nie lernen durften, sich auch in Anwesenheit von Quietschspielzeug im Griff zu behalten und dann komplett ausrasten und nicht mehr ansprechbar sind, wenn sie dann mal auf eines treffen.
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Mir gefällt ja der Spitz, der sich, so um Minute 1:30 herum - ganz seinem eigenen Hobby fröhnend - mal so gar nicht um die Schafe schert. War das von Anfang so?
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Hallo zusammen,
Ich wäre sehr froh Eure Hilfe und Erfahrungsberichte. Einer meiner Hunde (Hütehund bzw. Koppelgebrauchshund, Rüde, unkastriert, 7.5-jährig) wurde gestern beim TA mit Harnsteinen diagnostiziert. Symptome, die er vorgängig zeigte, waren häufiges und intensives Lecken am Penis, Unruhe und Herumwandern, sowie dringender Harndrang mehrmals am Tag, teilweise auch nachts. Ich nahm und nehme an, dass er Schmerzen hat(te).
Der Urin des Hundes wurde untersucht und sei voller Kristalle. Daraufhin wurde ein Katheter gelegt, Luft als Kontrast in die Blase gepumpt und ein Röntgen gemacht, das soweit unauffälig war. Der Tierarzt meinte, die Ursache könne beim Futter liegen. Nun füttere ich genau dieses Futter (Exclusion Diet Horse and Potato Trockenfutter) allerdings schon 5 Jahre lang auf Anraten eines tierärztlichen Ernährungsspezialisten einer veterinärmedizinischen Fakultät, weil der Hund damals aufgrund einer ewigen Verdauungsproblematik einen wahren Spiessrutenlauf an Untersuchungen durchlaufen musste. Die Nahrungsmittelsensibilität hält an, ist aber dank dieses Futters gut im Griff. Es wird also schwierig, bei genau diesem Hund 'einfach' das Futter zu wechseln. Kann die Steinbildung wirklich am Futter liegen? Der Proteingehalt der beiden vom TA empfohlenen Futter (Hills Urinary und Royal Canin Urinary) liegt in einem ähnlichen Bereich wie bei Exclusion (22% bzw. 17% vs. 22.5% bei Exclusion).
Ich glaube mich zu erinnern, dass der gestrige Tierarzt mir sagte, ich müsse den Urin des Hundes ansäuern und deshalb unbedingt mehr Protein zufüttern. Zuhause angekommen, höre und lese ich allerdings plötzlich an verschiedenen Orten, Proteine müssten bei diesem Befund, ganz im Gegenteil, dringend reduziert werden. Ich bin verwirrt - was gilt nun?
Als Therapie habe ich übrigens eine Paste (Vetoquinol Uro Pet) erhalten, die ich unters Futter mischen soll. Ausserdem kriegt er Novalgin gegen die Schmerzen.
Danke für Euren Input! -
Hallo Ihr Lieben,
Das ist mein erster Beitrag im Hundeforum und ich konnte keinen ähnlichen Beitrag finden.
Fiete (7 Monate) ist seit Anfang November bei uns. Zu Anfang war es fast gar nicht möglich mit ihm große Runden zu drehen. Er läuft, sobald ich sein Geschirr von der Garderobe nehme, weg und versteckt sich. Vielleicht hat er in Rumänien schlechte Erfahrungen gemacht. Wir wissen es nicht..
Wir sind nun schon so weit, dass er vor die Tür geht, kurz pinkelt, aber dann wieder rein will. Ich habe schon so viel probiert. Mit Leckerlis locken oder mitgezogen. Warten bis er weitergeht (er bleibt stur auch gerne 20 minuten stehen) oder ihn einige 100 Meter weit tragen. Die letzte Version klappt bis jetzt "am besten", wobei tragen ist auf Dauer auch keine Lösung.
Sobald wir in hundepark sind ist er auch glücklich und spielt ausgelassen mit anderen Hunden.
Aber auch unterwegs bleibt er irgendwann stehen und will partout nicht weiter.
Unsere Betreuung beim Tierschutz sagt dass er einfach Zeit braucht.
Bin ich vielleicht zu fordernd?
Ich kenne leider keinen Hund, der nicht raus möchte. Alle vorherigen Hunde standen mit wedelnden Schwarz vor der Tür und haben sich gefreut wenn ich das Geschirr in die Hand genommen habe.
Bei Fiete jedoch ist es so, dass er zwar anzeigt, wenn er MUSS, aber dann wegläuft wenn ich mich anziehe und rausgehen will.
Wir haben auch schon mehrere Geschirre und Halsbänder probiert, da wir dachten vielleicht liegt es am unbequemen Geschirr.
Vielleicht hat jemand von euch einen oder mehrere Tipps, wie wir vorgehen könnten.
Über jede Hilfe bin ich dankbar.
Ganz viele Grüße aus Hamburg
Merle und Fiete
Hallo Johanna,
Willkommen im Forum!
Du hast Dir einen Hund geholt, den Du behandelst, als ob er in unserer Umgebung aufgewachsen, geprägt und sozialisiert wurde. Leider scheint es sich bei Deinem Exemplar allerdings um einen Hund zu handeln, der völlig andere Erfahrungen gemacht hat, als Du es Dir vorstellst. Vielleicht wurde er auf der Strasse geboren (das wäre u.U. sein Glück, weshalb erkläre ich gleich) oder eben möglicherweise leider bereits in einem Shelter, wo er nichts, aber auch gar nichts über die Welt, die ihn hier erwartet, lernen konnte.
Wenn er von der Strasse kommt und erst relativ spät in ein Tierheim gesteckt wurde, konnte er vielleicht immerhin noch einige, wenige Eindrücke der Umgebung da draussen mitnehmen. War er schon von Anfang an in einem Heim, wurde er wohl - wie so viele andere Hunde aus dem Ausland auch - völlig isoliert gehalten hat überhaupt gar nichts davon mitbekommen, was es bräuchte, um in unsere Umgebung zum sicheren, zufriedenen und souveränen Alltagsbegleiter zu werden.
Weshalb es manchmal geht und manchmal eben nicht, liegt daran, dass der Hund sich für eine Weile reizüberfluten lässt (bzw. durch Euer Verhalten lassen muss), bis eben gar nichts mehr geht und er dann wortwörtlich 'zu' macht (bzw. machen muss) weil sein System das alles ganz einfach nicht mehr verkraftet und verarbeiten kann. Weshalb solche Hunde trotzdem gerne und häufig vermittelt werden, hängt genau damit zusammen: es sind Hunde, die ihre Stressbewältigungsstrategie im sogenannten 'Freeze' oder 'Einfrieren' gefunden haben. Bei Überforderung (also Stress und Druck) beissen die nicht und scheinen somit für ihre Umwelt nicht gefährlich, sondern fallen bestenfalls einfach stumm in sich zusammen und geben sich auf. Die Strategie 'ich hau ab!' wird ihnen durch intrikate Geschirrkonstruktionen und doppelte und dreifache Sicherungen verunmöglicht und wenn sie fliehen wollen, wird ihnen nicht zugehört und sie werden trotzdem mitgeschleift weil 'der muss das lernen' oder 'da muss der durch' oder 'der lernt das schon noch' oder 'man muss dem erst Mal überhaupt alles zeigen'.
Hast Du 'Glück' und ein Exemplar erwischt, das seine Stressbewältigungsmethode nicht ändert, wird das zu einem der Hunde, die sich einfach aufgeben und relativ dumpf alles mit sich machen lassen. Damit hab ich eigentlich selten zu tun, weil die für ihre Menschen und das Umfeld häufig nicht auffällig sind. Das sind meist die Hunde, die kaum Lebensfreude zeigen, lustlos sind und scheinbar zu keinen grossen Emotionen fähig sind. Die Hunde sind angenehm, weil sie sich einfach in ihr Schicksal ergeben und ihr Leben absitzen, bis es dann irgendwann (endlich) vorbei ist.
Spannender wird es, wenn es sich um einen Hund handelt, der irgendwann so leidet, dass er seine Methode ändert (bzw. ändern muss) und er beginnt, sich zu wehren. Das wird dann häufig als Dominanz abgetan oder eben damit, dass er zu sehr verwöhnt wird, zu wenige Regeln herrschen, etc. Da diese Hunde ja bereits ausführlich die Erfahrung gemacht haben, dass ihnen nicht zugehört wird und 'nett bleiben' erst gar nicht hilft, gestaltet sich ein Umtrainieren - insbesondere, wenn der Hund in derselben Familie bleiben soll, in der er das Verhalten erst überhaupt erlernen musste - hier zwar nicht unmöglich, aber schwierig.
Ich würde also empfehlen, dem Hund jetzt schon gut zuzuhören und sofort aufzuhören, das Tier in permanenten Stress zu versetzen. Ideal wäre, wenn ihr einen Garten hättet, wo der Hund hinkönnte um sich zu versäubern, damit ihr Spaziergänge so lange aussetzen könnt, bis er erst einmal ein Grundvertrauen gefasst hat und sich zwischen Wohnung und Garten angstfrei bewegen kann. Ist das nicht möglich, muss ein Kompromiss gefunden werden. Manchen Hunden hilft es, wenn sie getragen werden, andere, wenn man sie - möglichst ohne Druck - an der Leine nach draussen führt und sie sich dort an einem Ort, den sie als sicher erachten, versäubern lässt.
Ihr habt übrigens ein riesiges Glück, wenn der Hund sich trotz seiner Angst draussen versäubert. Ich kenne genug vergleichbare Modelle, deren Panik vor der Aussenwelt so gross ist, dass sie sich konsequent drinnen erleichtern. Da ist der Leidensdruck für Mensch (und Hund!) noch einmal grösser - aber das hilft Euch jetzt auch nicht weiter.
Also: dem Hund gut zuhören, ihn in seiner Angst ernst nehmen und vertrauensbildende Massnahmen ergreifen. In der Wohnung clickern, kleine Tricks (ohne Zwang und Druck) üben, Suchspiele machen und den Hund Vertrauen in Euch fassen lassen. Draussen weiter daran arbeiten, dass der Hund Kekse nimmt (und das möglichst zu jedem Zeitpunkt), denn das wird die Voraussetzung für jedes weitere Training sein. Jegliche Art von Zwang oder Druck verstärkt die Angst und lässt sein Vertrauen in Euch noch weiter schrumpfen.
Spaziergänge würde ich fürs Erste aufs reine Versäubern reduzieren und ganz langsam daran arbeiten, eine gemeinsame Kommunikationsbasis aufzubauen. Es geht nicht darum, den Hund nun für immer von allem fernzuhalten, sondern ihn langsam, in seinem Tempo, an die Welt da draussen zu gewöhnen. -
Eine Frage noch zum Verständnis: löst du das "am platz bleiben müssen" dann in irgendeiner Form wieder auf, und wie? Sonst würde der Hund ja entweder ewig dort bleiben müssen oder irgendwann einfach entscheiden, dass es nicht mehr gilt?
Nein, weil ich auch kein Kommando dafür benutze, das der Hund nicht selbstständig wieder auflösen dürfte. Wenn der Hund gerne woanders döst (ich hab mehrere Exemplare, denen es in ihrem Körbchen schnell mal zu warm wird und die sich dann lieber auf die Fliesen legen) ist das für mich auch völlig ok, solange der Hund mich nicht verfolgt (dazu gehört übrigens auch, wenn er sich so positioniert, dass er mich jederzeit im Blick hat). Wie gesagt, sobald der Hund das Grundprinzip 'oh, es lohnt sich nicht und es ist nicht erlaubt, dieser Person auf Schritt und Tritt zu folgen' verstanden hat, ist es mir völlig schnuppe, wo die Viechers liegen - solange sie mir dabei nicht in die Quere kommen oder mich beobachten. Wenn die Verhältnisse erst einmal geregelt sind und ich meinen Hund jederzeit auch einfach mal aus der Laune heraus aus dem Zimmer schicken kann und der sich, ohne eine Sinnkrise zu schieben oder eine Diskussion anzufangen, irgendwo sonst im Haus verkrümelt, haben die (meisten) Hunde Narrenfreiheit. Ab und zu mal gibt es Exemplare, denen weise ich ganz konkret eigene Plätze zu und bestehe auch darauf (z.B. weil sie Ressourcen verteidigen, sich mit einem oder mehreren Mitbewohnern nicht vertragen oder mit so viel Freiheit einfach nicht umgehen können), aber das ist nicht die Regel.
Bis das aber der Fall ist, bin ich sehr konsequent. Zu Beginn geht's bei diesem 'Spiel' sowieso einfach darum, wer den längeren Atem hat. Du denkst hier nämlich schon einige Schritte zu weit vor. Du bist im Moment bei Schritt 0 und möchtest jetzt schon über Schritt 5 diskutieren. Wenn Du es aber bis Schritt 5 geschafft hast, wirst Du selber wissen, was für Du akzeptabel findest und wieviel Rahmen Dein Hund braucht.Und schickst du den Hund jedes mal auf den selben Platz, oder entscheidest du je nach Situation, wo er sich hinlegen soll? Unser Haus ist recht weitläufig, bzw über mehrere Stockwerke, und ich bin mal hier mal da am wurschteln, oft auch am hin- und herrennen, zumindest beim Haushalt erledigen.
Beste Trainingsvoraussetzungen! Ich bin ein relativ fauler Mensch und mach mir das Leben gern leicht. Am Anfang bin ich da sehr konsequent und schicke, bzw. bringe den Hund immer auf 'seinen' Platz. Ich mach mir einen Spass daraus, die Hunde aus jedem beliebigen Winkel des Hauses auf 'ihren' Platz schicken zu können (und belohne das auch grosszügig!). Später ist es mir ziemlich egal, wo die Hunde liegen, Hauptsache, sie sind aus dem Weg. Die, die damit umgehen können, dürfen natürlich auch gucken kommen, was ich so treibe, (das ist meistens der Fall, wenn ich etwas für sie Ungewöhnliches tue, ein neues Gerät benutze, den Koffer packe, etc. und sie die Geräuschkulisse noch nicht kennen). Auch Kontaktliegen oder sich in demselben Raum aufzuhalten, in dem ich z.B. am Schreibtisch arbeite sollte für das hochsoziale Tier, das der Hund nun einmal ist, auch häufig genug möglich sein. Aber ich will nicht dauerbespitzelt werden, weil das für Mensch und Hund Stress bedeutet.
Mit meinem Exemplar habe ich auch schon die ein oder andere Diskussion geführt, wenn ich ihn an einem Platz halten will. Ich bringe ihn dann auch immer wieder hin und wenn er sich dann irgendwann hinlegt, meckert er oft noch ein bisschen rum (so ein knurriges jaulen) und/oder fängt dann an Blödsinn zu machen (Teppich ankauen, Körbchen ankauen ). Er gehört auf jeden Fall zu den willensstärkeren Kandidaten, fürchte ich...
Ja klar, der ist dann gefrustet und weiss ganz genau, wie er Deine Aufmerksamkeit kriegt. Ideal wäre, den Frust möglichst zu minimieren, wenn er aber eben schon gelernt hat, wie er Dich zu einer Reaktion auf sein Verhalten bringen kann, dann nutze zunächst wirklich ein Kindergitter oder einen Welpenauslauf (bei grösseren und meinungsstärkeren Exemplaren eben einen Indoor-Zwinger oder einen Hunderaum), wo Du weisst, dass er dort nichts anstellen kann. Manche Hunde akzeptieren es auch, wenn sie an einer Leine angebunden werden, aber weder das Einschliessen, noch das Anleinen ist eigentlich Zweck der Sache. Der Lerninhalt besteht für den Hund nämlich darin, zu verstehen, dass er Dir von der Pelle bleiben soll. Denk daran: im Tierheim hatte der Hund auch nicht 24 Stunden lang Menschen um sich herum und konnte da also wahrscheinlich problemlos 'alleine bleiben'...
Der Kreis schliesst sich auch hier: hat der Hund erst einmal gelernt, sich an einem gefüllten Kong abzureagieren und sich damit zu beschäftigen, kann er nicht gleichzeitig an der Decke nagen und / oder jaulen - aber er muss es zuerst lernen dürfen, um sein Verhalten dann auch entsprechend zu ändern... Merkste was?
So. Und jetzt fertig diskutiert und einfach machen. -
Wandelroeschen, ich schließe mich Sora an: tolle Schilderung, vielen Dank! Genau so werde ich es ausprobieren!
Du sagst, du schickst den Hund konsequent immer freundlich/neutral weg, wenn er dir hinterherläuft oder bringst ihn auf seinen Platz. Könntest du das evtl noch etwas ausführlicher beschreiben? Wie schickst du ihn weg, bzw wie weit weg soll er dann gehen? Reicht ein "Mindestabstand" zu dir, der eingehalten werden soll, oder soll er wirklich an eine bestimmten Stelle/seinen Platz gehen und dort bleiben? Ich glaube ich wäre den ganzen Tag nur damit beschäftigt, wenn ich ihn konsequent zurück auf einen bestimmten Platz bringen würde 🙈 Das ist ja dann im Prinzip auch Aufmerksamkeit, oder?
Danke für die Blumen Euch beiden!
Da hast Du Dein Problem ja schon im Kern: der Hund fühlt sich furchtbar zuständig dafür, Dich permanent zu überwachen. Der kommt so gar nicht zur Ruhe, weil er im Prinzip dauernd damit beschäftigt ist, nicht zu verpassen, wenn etwas läuft. Er ist damit überfordert und diese unklare Rollenverteilung führt - wie Du ja selber siehst - bei allen Beteiligten zum Stress.
Deine Aufgabe ist es jetzt, Deinem Hund beizubringen, dass das ständige Aufpassen weder sein Job noch erwünscht ist. Das hat auch ganz viel damit zu tun, ob und wie Du Dich als Führungsperson in Eurer Beziehung positionierst. Ich denke dabei weniger an ein 'Ich Chef, Du nix'-Bild (im Sinne der Dominanztheorie), sondern vergleiche die wünschenswerte Dynamik gern mit einer Eltern-Kind-Beziehung, in der auf die Bedürfnisse des Kindes eingegangen und darauf Rücksicht genommen wird, in der die Eltern aber klar die Erziehungs- und Führsorgeaufgaben übernehmen. Mithilfe von Regeln und Strukturen, aber auch einer relativ klaren Rollenverteilung kann ein Kind geborgen aufwachsen, sich in seiner Umwelt zurechtfinden, Sicherheit erfahren und Vertrauen lernen. Welche Regeln das genau sind, ist eigentlich gar nicht so wichtig, solange sie für alle jederzeit transparent sind, relativ konsequent gelten und niemandem schaden. Beim Hund - der ja ein essentiell menschliches Produkt ist - gestaltet sich das nicht unähnlich. Auch Wölfe leben in sehr komplex aufgestellten, familienähnlichen Verbänden.
Konkret sieht das bei mir so aus, dass ich bereits den kleinsten Ansatz von Nachdackeln unterbinde und zwar von Anfang an. Ich halte es aus menschlicher Sicht zwar für verständlich, dass man den Hund sich erst ein paar Tage (oder noch viel schlimmer, einige Wochen) lang 'einleben' lassen will, aus hündischer Sicht ist es aber unlogisch und verwirrend, dass nach einer willkürlich festgelegten und für den Hund intransparenten 'Eingewöhnungszeit' plötzlich völlig neue Regeln gelten sollen. Aus erziehungstechnischer Sicht ist das dem Hund gegenüber sogar höchst unfair.
Ich habe Dir gegenüber den grossen Vorteil, dass ich es jeweils mit Hunden zu tun habe, die mich noch nicht kennen, dadurch sowieso schon verunsichert sind und damit meist zunächst kleine Brötchen backen. Das heisst, wenn die mir nachlaufen wollen, reicht meistens ein klares Handzeichen und eine eindeutige Körpersprache, um sie davon abzuhalten. Das mache ich ihnen nach dem Motto 'so wenig Druck möglich, aber so viel Vehemenz wie nötig' klar: bei sehr sensiblen Exemplaren reicht auch schon ein feiner Blick in ihre Richtung. Mit ganz renitenten Exemplaren, die sich durch ausgeprägte Willensstärke und einen regelrechten Verfolgungswahn auszeichneten, hab ich das durchaus auch schon per Hausleine (weil die teilweise um sich beissen, wenn man körperlich wird oder sie am Halsband fassen möchte) 30 Minuten lang ausdiskutiert.
Dabei bringe ich den Hund einfach wieder auf seinen ihm zugewiesenen Platz zurück, sobald er Anstalten macht, sich davon zu entfernen. Dabei etabliere ich auch das Kommando, was ich dazu benutzen möchte (bei mir häufig so etwas wie 'leg Dich hin' oder 'geh auf Deinen Platz'. Egal was passiert, ich bleibe freundlich, aber konsequent und werde auch nach dem 20igsten Mal nicht ärgerlich, wenn ich den Hund zurückbringen oder schicken muss. Es dauert eben so lange es dauert. Und wenn das den ganzen Tag ist, ich hab Zeit. Ich mache es dem Hund so einfach wie möglich, ab und zu gibt's einen Keks, wenn ich ihn zurückbringe, ab und zu werfe ich etwas Leckeres zum Platz hin, wenn er schön liegen bleibt und das Thema ist meist nach einem Tag in seinem Grundsätzen verstanden worden.
Im Grunde genommen ist es mir vollkommen egal, was die Hunde tun, wenn ich weggehe, sie sollen mir einfach nicht folgen. Da es für den Hund aber einfacher ist ein 'tu genau das' anstatt ein 'tu das nicht' zu verstehen, definiere ich ganz klar, was ich vom Hund will und zwar: leg Dich einfach hin und entspann Dich. Das hilft auch mir selber, ein geistiges Bild der Idealsituation, wie ich sie haben will (und dann eben auch belohnen kann) vor Augen zu haben. Wichtig ist es, möglichst keine Hektik (= Stress) oder Frust (auf beiden Seiten!) aufkommen zu lassen. Es ist ganz essentiell, dass es dabei auch immer wieder Phasen gibt, in denen der Hund wirklich entspannen und ruhen und bei mir sein kann.
Ich mach's den Hunden zu Anfang auch nicht allzu schwer und verlange im Prinzip einfach, dass sie sich auf ihren zugewiesenen Platz legen und da bleiben, während ich mich für ein paar Minuten an den Schreibtisch oder aufs Sofa setze und selber einer ruhigen, konzentrierten Tätigkeit nachgehe. Wenn die Situation sich ergibt, steh ich halt mal auf und geh kurz raus - ohne dass der Hund mir folgen darf - und komme wieder rein. Ich übe, dass ich mich frei im gesamten (Wohn-)raum bewege, ohne dass der Hund mir zu folgen braucht, denn ich komme ja eh gleich wieder.
Dabei 'denke' ich aber möglichst gar nicht an den Hund, sondern tue einfach, was eben gerade so anfällt. Also möglichst Alltag wie ich ihn haben will von Tag 1 an.
Die ganze 'Alleinbleibe'-Thematik ist aber eben sehr vielschichtig und es ist wirklich wichtig, alle der von mir aufgeführten Trainingsansätze parallel immer wieder zu üben. Gerade bei der 'Lauf-mir-nicht-Nach'-Thematik hilft es sehr, z.B. während einer kurzen Clicker-Einheit 'Geh auf Deinen Platz' als 'Trick' zu üben. Dabei kann ich auch gleich spielerisch etablieren, dass der Hund jedes Mal einen Keks erhält, wenn er brav auf seinem Platz bleibt, während ich ein paar Schritte weggehe.
Das ist bei mir also wirklich so ein 'Rundum'-Paket, das aus ganz vielen Faktoren und Übungen besteht, die schlussendlich aber auf ein und dasselbe Ziel hinauslaufen. Genau das macht es auch so schwierig, jedes einzelne Element im Detail aufzudröseln.