Ich denke, da muss man unterscheiden:
Rassendiskussionen im Dogforum sind mit Vorsicht zu geniessen. Dogforumianer sind alles Experten, auch wenn sie sich ihr Wissen häufig nur angelesen und noch nie einen Hund der entsprechenden Rasse gehalten und in manche Fällen gar gesehen haben. Oft wird da auch einfach nur nachgeplappert, was in diesem kleinen Mikrokosmos hier so verbreitet wird (weshalb auch immer genau dieselben Rassen gebetsmühlenartig empfohlen werden). Nur so ist es zu erklären, dass jeder, dessen Hund mit etwas Glück mal einen Ball apportieren darf, sich plötzlich Gebrauchshundehalter schimpft und sich nun dazu berufen fühlt, andere davor zu warnen, sich diese häufig unterschätzte, in Tat und Wahrheit aber ausgesprochen schwierige und arbeitsintensive Rasse zuzulegen. Das gehört im Moment zum guten Ton. Und wer wertet die eigene Unzulänglichkeit schon nicht gerne damit auf, dass der Vierbeiner, den man hält, eben wahnsinnig herausfordernd ist und schlichtweg nicht gehorchen kann, weil ihm da seine Gene in die Quere kommen?
Was Rasse, was Erziehung und was Charakter ist, kann man meiner Meinung nach nur wirklich beurteilen, wenn man auch mehrere(!) Exemplare einer bestimmten Rasse selber gehalten hat. Und selbst dann lässt sich das nicht mit Bestimmtheit sagen. Je mehr wir darüber herausfinden, wie Gene funktionieren, desto stärker müssen wir erkennen, dass wir mit 'was ist angeboren, was ist erworben?' einfach die falsche Frage stellen. Das ist so in etwa, als wollte man wissen, ob ein grüner Gegenstand nun schwarz oder weiss sei.
Natürlich spielt es eine grosse Rolle, auf welche Fähigkeiten die Vorfahren eines Hundes selektiert wurden. Absurd wird eine Diskussion aber dann, wenn Rassezugehörigkeit die Lerngesetze ausser Gefecht setzen sollen: wenn ich einer Ratte, einem Frosch, ja einem Huhn beibringen kann, an einer lockeren Leine neben mir her zu laufen, liegt es bestimmt nicht daran, dass ein Hund das nicht lernt, weil er zur Rasse X gehört.