Beiträge von Wandelroeschen

    Wir können uns schon an der völlig übertypisierten Brust von manchen Dobermännern aufhängen. Daran sterben die aber nicht, sondern reihenweise (d.h. 58% davon und 44% mit unter oder bis und mit 8 Jahren) an DCM. Da halte ich es dann doch für gerechtfertigt über Qualzucht zu diskutieren.


    Obwohl ich tatsächlich meine, ich hätte mal irgendwo von einem Zusammenhang zwischen tiefen Brustkörben und einer Anfälligkeit auf DCM gelesen. Leider kann ich nach einer kurzen Suche aber keine Hinweise mehr darauf finden - insofern ist es natürlich auch möglich, dass mir meine Erinnerung da einen Streich spielt.


    Genauso verhält es sich bezüglich der Qualzuchtdiskussion beim Dalmatiner: hier werden in der FCI-Zucht systematisch sowohl gehörlose wie auch Tiere mit Hyperurikosurie hervorgebracht. Und im Gegensatz zu den Dobermännern, die - wenn sie Glück haben - einigermassen schmerzfrei, dafür aber umso spontaner beim Bällchen holen aus dem Leben kippen - bilden viele Dalmatiner sehr schmerzhafte Harnsteine aus, welche durchaus lebensbedrohlich werden können. Natürlich können informierte Halter:innen die Risiken dafür mit geeigneter Fütterung mindern, aber ist so eine Zuchtpraxis in unserem Jahrhundert wirklich noch ethisch vertretbar? Nur um eine (biologisch völlig unsinnige) Rassereinheit zu suggerieren und ein paar dekorative Punkte an den 'richtigen' Stellen?

    Nun, das sieht man ja auch hier im Forum immer wieder, dass Leute, die man eigentlich für besser informiert hielte, sich eins ums andere Mal wieder Hunde problematischer Rasse holen.


    Jeder denkt halt, er wisse es besser oder an ihm ginge der Kelch vorbei...

    Die Frage ist, ob ihr so viel managen könnt, wie die Situation es erfordern würde.


    Dass eine simple Gewöhnungstaktik als Trainingsmethode hier nicht funktioniert, habt ihr nach einem halben Jahr ja nun festgestellt. Ein Problem dabei ist auch, dass - laut Deinem EIngangspost - nicht nur der eine Hund beim Reiz 'Katze' auslöst, sondern sich der zweite ebenfalls mitreissen lässt. Damit habt ihr schon einmal eine Dynamik, die wirklich brandgefährlich ist, weil Du nie genau genau weisst, auf welchen Hund Du beim Training den Fokus haben musst. Hunde benutzen solche Jagdtrigger sehr gerne auch als teambildende Strategie, die natürlich unglaublich selbstbelohnend ist.


    Als Soforthilfe-Massnahme würde ich für eine möglichst absolute Trennung zwischen Hunden und Katzen sorgen: kein Sicht-, Hör- oder Riechkontakt. Dann geht es darum, den Stresspegel für alle Beteiligten zu reduzieren. Bereits ein Lauschen oder Schnüffeln nach der Katze ist streng verboten. Bau ein Abbruchsignal auf (das geht - wenn man weiss wie und durch einen sachkundigen Trainer angeleitet wird - durchaus auch über positive Verstärkung und ist, so aufgebaut, gerade bei Jagdverhalten häufig sehr viel effektiver). Biete dem Hund alternative Beschäftigungsmöglichkeiten. Wenn er zu abgelenkt ist, diese anzunehmen, ist die Ablenkung durch die Anwesenheit der Katze nach wie vor zu hoch.


    Der Katze würde ich, wie bereits vorgeschlagen, erhöhte, hundesichere Liegeplätze anbieten - ob die Hunde gerade in ihrer Nähe sind oder nicht: das sorgt für (eine gewisse) Sicherheit. Als ständige potentielle Beute ist die Katze ebenfalls dauernd grossem Stress ausgesetzt.


    Aber selbst wenn ihr in die Situation eine gewisse Ruhe hineinzubringen vermögt und ihr die Hunde (und zwar beide!) dahingehend trainieren könnt, dass sie die Katzen in Eurer Gegenwart tolerieren oder gar ignorieren: was bei dieser Ausgangslage passiert, wenn Hunde und Katze(n) ohne Eure Begleitung aufeinander treffen, ist noch einmal eine ganz, ganz andere Geschichte. Ob man so ein Risiko eingehen möchte - gerade wenn man die Katzen ja gerettet hat um ihnen ein schönes, stress- und gefahrfreies Leben zu ermöglichen - sei dahingestellt.

    Schade, aber verständlich, dass sich die TS zurückgezogen hat.


    Ich denke auch, dass jegliche Vorwürfe hier völlig fehl am Platz sind. Der TS ist überhaupt nichts vorzuwerfen. Was ich hier lese ist der verzweifelte Beitrag von jemandem, der sich eher moralische, denn rechtliche Unterstützung gesucht hat. Jemand, und das ist natürlich auch wieder eine persönliche Interpretation, der gerne seine Empörung und Verzweiflung geteilt hätte, der nach einem Hundekauf in der Dissidenz nun mit einem Kauf beim FCI-Züchter versucht hat, 'alles richtig zu machen.' Das hat nicht funktioniert.


    Es wurde mehrmals klar dargestellt, dass Ausstellungen zwar eine Option, aber kein Muss sind. Aus dem Kontext wurde auch ersichtlich, dass entweder keine oder wenn, dann nur sehr wenig Erfahrung mit dem Ausstellungswesen vorhanden ist.


    Jemandem dann einen Strick daraus drehen zu wollen, dass sie (noch?) keine Expertin auf diesem Gebiet ist, empfinde ich als hanebüchen. Natürlich tummeln sich hier im Forum nur ausgesprochene Expert:innen - aber zeichnet Profis nicht eben auch aus, Verständnis für Menschen aufzubringen, die in einem Bereich eben noch dazulernen möchten?


    Ja, natürlich untersucht ein erfahrener Ausstellungscrack einen potentiellen Show-Welpen von Kopf bis Fuss und könnte vielleicht(!) einen Fehler, wie den hier beschriebenen entdecken (auch wenn angeblich weder die Züchterin, noch der Zuchtwart diesen gesehen haben...) Aber in diesem Forum wird schliesslich auch stets zu VDH/FCI-Züchtern geraten. Warum? Weil es im Vergleich die seriöseste Organisation ist, welche die systematische (Rasse-)Hundezucht eben zu bieten hat.

    Dass es dann so schief geht, ist wirklich unglücklich und ich halte es für daneben, der Halterin dann selbst die Schuld in die Schuhe zu schieben oder sie gar dafür verantwortlich zu machen, dass sie beim Hundekauf bereits einmal Pech hatte (und insbesondere da sie für ihre Klage vor Gericht sogar Recht erhielt!) Das ist simple Täter-Opfer-Umkehr und zeichnet ein wirklich hässliches Gesicht des Forums.

    Es ist schon so, dass gewisse Hundetypen weniger auf Artgenossenverträglichkeit selektiert wurden als andere. Während es bei manchen Typen einfach essentiell war, dass sie auch eine Haltung in grösseren Gruppen tolerieren und die Gesellschaft ihresgleichen schätzen und suchen, gibt es schon auch Rassen, bei denen eine Abneigung gegen Artgenossen zumindest im Erwachsenenalter sogar erwünscht ist. Wie ethisch eine derartige Selektion dieses in seinem Ursprung ja ausgesprochen sozialen Tieres ist und wie 'stolz' man darauf sein darf, wenn sich die Hunde bereits im Welpenalter derart bekämpfen, dass man sie trennen muss - darüber lässt sich natürlich streiten.

    Insofern gibt es schon Hunde, die auf hündische Gesellschaft einfach keinen Wert legen und die ich auch konsequent trenne, wenn ich nicht da bin. Ich persönlich würde mir aber kein Zusammenleben mit Hunden wünschen, die (von sich aus) gemeinsam nicht zur Ruhe kommen können oder wo stetes Konfliktpotential herrscht, wenn ich nicht gerade alle im Blick habe und die Hunde kontrolliere. Das wäre mir schlichtweg zu anstrengend und irgendwelche Machtfantasien muss ich auch nicht an ihnen ausleben. So stelle ich mir keine stabile Gruppe vor und bin vor allem überzeugt, dass das auch permanenten Stress für die Hunde bedeutet. Ich weiss aber, dass viele Leute - in meinem Umfeld vor allem Hundesportler - das für normal halten und so leben.


    Ja, ich trenne einige meiner Hunde durchaus auch, wenn ich nicht da bin und die Pflegehunde erhalten sowieso ihr Sondersetting und werden (aus Gründen) nie mit den eigenen alleine gelassen. Aber meine (eigene, permanente) Hundegruppe stelle ich schon sehr bewusst so zusammen, dass ich nicht dauernd regulierend eingreifen und befürchten muss, dass die Gruppe (oder einzelne Hunde daraus) sich an die Gurgel geht, wenn ich mal abgelenkt oder kurz ein paar Minuten die Tür hinter mir schliesse. Da ist mir eine grundsätzliche Harmonie doch schon sehr wichtig. So wichtig sogar, dass ich einen gruppenuntauglichen Hund - wirklich unverträglich muss er noch nicht einmal sein - entweder abgeben oder, wenn möglich, alleine halten und eben auf die Gruppenhaltung verzichten würde, bis die Situation sich wieder ändert. Ich nehme aber auch nicht einfach 'auf gut Glück' irgendwelche fremden Hunde auf, die hier ein festes Zuhause erhalten sollen. Bei den Pflegehunden ist das etwas anderes - an die habe ich wirklich gar keine Erwartungen.

    Eher als sich darauf zu versteifen ob es jetzt ein Zuviel oder ein Zuwenig ist, macht es vielleicht mehr Sinn, einfach festzuhalten, dass für diesen Hund die Balance zwischen Ruhe und Action offenbar nicht stimmt.


    Der Hund scheint - wie im Post gesagt wird - zu wenig Schlaf zu kriegen. Das wäre die erste Baustelle, die ich angehen würde. Als erste Massnahme würde ich also versuchen herauszufinden, wann die Situationen auftreten, in denen er schläft und welche Bedingungen dafür herrschen müssen. Ich mache das gerne per Kamera.


    Ich habe - je nach Hundetyp - schon Unterschiedliches erlebt: die einen profitieren davon, zur völligen Ruhe gezwungen zu werden, andere können sich besser auf einen Schlafrhythmus einlassen, wenn sie sich zuerst körperlich verausgaben konnten. Ziel sollte aber immer sein, einen für Hund und Mensch gesunden und akzeptablen Mittelweg zu finden.

    ne, ich meine jetzt, wenn man eine neue Rasse "entwirft"/züchtet, warum wollen die Züchter im VDH mit drin sein, welche Vorteile hat das für sie und für die Rasse? Warum will man, daß die dann entworfene Rasse in einem dann doch recht engen Konstrukt so langsam den Bach runtergeht, was sich ja evtl vermeiden ließe, wäre man nicht in so einem Verband.

    Also ich empfinde VDH nicht als Gütesiegel, sondern als ein perfekt verkauftes Monopol

    Genau das ist die Crux: will man nicht unbedingt das Rad neu erfinden und von Grund auf etwas Neues erschaffen, sondern 'nur' ernsthaft ein paar gute Hunde einer bereits bestehenden Rasse züchten, ist das ausserhalb des VDH / der FCI in den meisten Fällen entweder ziemlich schwierig oder gar unmöglich.


    FCI-Hunde dürfen nicht in der Dissidenz eingesetzt werden. Dort tummelt sich aber natürlich die grösste Zahl an (hoffentlich mehr oder weniger solide) untersuchten und geprüften Hunden. Sobald bekannt wird, dass Du Absichten hast, ausserhalb der FCI zu züchten, wirst Du von da kaum mehr einen guten Hund oder Möglichkeiten zur Verpaarung erhalten.

    Insofern verstehe ich jede und jeden, der sich diesem Diktat beugt. Gut ist es trotzdem nicht und ganz bestimmt auch nicht im Sinne der gesunderhaltenden Hundezucht.

    Dass nur rassereine Hunde zu manchen höheren Veranstaltungen antreten dürfen finde ich ebenfalls völlig daneben. Das gehört dringend abgeschafft.

    Ich kann nicht sagen, wie froh ich bin, hier im Forum einen Beitrag wie Deinen zu lesen zu dürfen ohne, dass gleich ein Shitstorm losbricht. Das war erst vor wenigen Jahren so noch nicht der Fall.


    An offenen Zuchtbüchern führt wohl kein Weg vorbei und ich frage mich, wie lange es sich die Rassezuchtorganisationen noch leisten können, an ihren alten Zöpfen festzuhalten.


    Offene Zuchtbücher müssen auch nicht das Ende der Rassehundezucht bedeuten: so könnten heute z.B. Prozentsätze festgelegt werden, nach welchen eine bestimmte Verpaarung noch als 'rasserein' gilt. An gewissen (den Hund nicht einschränkenden) Merkmalen des Phänotyps können meinetwegen gerne festgehalten werden und z.B. langhaarige Whippets zwar registriert, nicht aber zur (Whippet-)Zucht zugelassen werden.

    Einen Hund nur über Motivation zu arbeiten funktioniert immer genauso weit, bis ihn etwas anderes mehr motiviert

    Da muss man als Trainer dafür sorgen, dass der Hund - während des Trainingsaufbaus - nicht in die Situation kommt, dass er anderwertig etwas Motivierenderes oder Belohnenderes finden kann, als das, was ich gerade anbiete. Eine simple Leine oder ein Zaun, das richtige Umfeld und eine gute Idee, was ich dem Hund anbieten kann, wenn er den Gedanken aufgibt, sich anderwertig belohnen zu wollen, tun's da tatsächlich meistens. Wirklich intensive Grundlagenarbeit an Impulskontrolle in tieferen Reizlagen ist dabei Voraussetzung. Erst dann kann und sollte der Hund in höheren Reizlagen gearbeitet werden.

    Und ja, das erfordert vom Trainer wirklich unfassbar viel vorausschauende Vorbereitung und Sorgfalt im Trainingsaufbau. Aber so etwas erwarte ich eigentlich überall - unabhängig von der Methode, welche angewandt werden soll.


    WorkingDogs danke fürs Kompliment. Das gebe ich sehr gerne zurück! Erst im Gespräch merkt man häufig, dass man oft gar nicht so weit auseinanderliegt, wie das zunächst vielleicht scheinen mag. Ich bin überzeugt, dass wir in der praktischen Umsetzung unseres Trainings gar nicht so weit auseinanderliegen. Und ich bin froh, wenn man mir aufgrund meiner Entscheidung, so zu trainieren und (Menschen und Hunde) so auszubilden, wie ich das tue, nicht einfach nur kurz die Dogma- oder Ideologie- oder 'Pure Theorie'-karte zuschiebt.


    Ich habe keinerlei Interesse an Methoden, welche in der Praxis nicht schnell und erfolgreich nachhaltige (Lösungen zeigen. Dahingehend bin ich wirklich unfassbar faul.


    Javik auf dieser Ebene diskutiere ich leider nicht.

    ...und einen Hund der dumm genug ist, nicht zu kapieren, dass er besagten Reiz auch ohne das vorige Verhalten haben kann.

    Nein. Der Hund weiss das. Auch das hat nichts mit 'dumm' nichts zu tun, sondern mit einem sauberen und konsequenten Aufbau. Und genau da können wir sehr gerne noch einmal auf die Idee von Zwang zurückkommen: eine Bedingung fürs Gelingen ist tatsächlich die Verinnerlichung der Idee, dass der Hund keine Chance hat, an den Reiz zu kommen, ohne vorher seine Aufgabe zu erledigen.

    Siehst Du, dass das im Prinzip 'einfach' eine Umkehr ist, davon was im traditionellen Aufbau passiert? Also anstatt 'Du hast keine Chance, dem Dir unangenehmen Reiz zu entgehen, wenn Du nicht y tust' ersetzt man dies mit 'wenn Du x tust, kannst Du auch y tun'. Und ja, selbstverständlich handelt es sich dabei ebenso um eine gewisse Art von Zwang. Dieser wird aber eben anders präsentiert.

    Das lässt sich selbstverständlich genauso auf den Down-Pfiff anwenden.