Meine Familie mütterlicherseits sind Krabbenfischer und besitzen die meisten Kutter in einem der kleinen ostfriesischen Fischerdörfer (man kann sich ja alle irgendwie gleich vorstellen hier oben, haha :D)
Mein Onkel hat(te, ist inzwischen verpachtet und er möchte mehr Zeit mit seinen Töchtern verbringen) ein Fisch-Schnellrestaurant, zwar mit Sitzmöglichkeiten, aber kein Tischservice. Man bekam immer diese Buzzer.
Jedenfalls habe ich nach meiner letzten Abiklausur und dem Beginn meines Studiums dort gejobbt. In der Woche ein toller Job, wir hatten auch Frischfisch-Verkauf. Am Wochenende und an Ostern und Feiertagen die reinste Tortur.
Touristen sind da meist ganz witzig unterwegs gewesen, man hat aber eindeutig erkennen (und tut es immer noch) können, dass der Ort für die Masse nicht ausgelegt ist. Riesige Wohnmobile in kleinen, alten Kopfsteinpflastergassen, Missachtung sämtlicher Einbahnstraßen-Schilder, wütendes Geschimpfe, wenn andere es wagten, die Wege auch zu nutzen. Ich konnte immer direkt im Hafen parken, mit entsprechendem Anwohnerschein bzw. eben hinter dem Lokal auf Privatgrund. Dass alle Touris, die nicht auf dem extra für sie gebauten Parkplatz vor dem Dorf (400m zu Fuß zum Hafen) parken wollten und sich auf Privatgrund stellten, rigoros abgeschleppt wurden, hat auch nicht wirklich was gebracht. Dann wird morgen eben jemand anderes abgeschleppt.
Und man konnte ihnen alles erzählen, zu jedem Fisch, am Ende wurde es dann trotzdem der Backfisch mit Pommes.
An beiden Eingangstüren stand groß "Bitte sorgen Sie dafür, einen Tisch zu haben, bevor Sie bestellen. Kein Tischservice" und trotzdem in Stoßzeiten min. 3 bis 4 Gruppen, die ihr Essen bekommen hatten, aber keinen Tisch mehr. Und die anderen wegschicken können wir ja auch nicht. Beim Bestellen haben wir jedoch aufgehört, es zu erwähnen, da wurden alle noch patziger, sie könnten schließlich lesen.
Ich trug immer das alte Hemd meines Opas, weil es fest und dicht war. Grill und Pfanne bedienen war so problemlos möglich. Nur der Look brachte so viele blöde Kommentare mit sich (waren eben "echte Fischerhemden"), das hätte ich nicht gebrauchen können.
Natürlich verstehe ich, dass vor allem das Dorf den Tourismus braucht, nur die Menge macht einfach das Gift. Aber die Gemeinde steckt viel ins Erscheinungsbild und die Entspannung der Situation (großer Mobilistenstellplatz, Parkplätze, Ausbau des Hafenbereiches), da kommen also wirklich die Gelder auch im Ort an.