Wenn ich mir ansehe, dass ein börsennotiertes Unternehmen wie Anicura bei uns eine voll ausgestattete, langjährige Klinik aufgibt (und stattdessen bessere Ordi mit Klinikpreisen daraus macht) um anderswo einen Standort komplett neu aufzubauen, zweifle ich ein bisschen daran, ob es nur an den Tierbesitzern liegt, oder doch mehr an zuviel BWL in der Medizin, wie im Humanbereich auch.
Ich denke Anicura ist ein Symptom, das mit dem Kliniksterben einhergeht. Da sind Betriebswirtschaftler am Werk. Tatsache ist, die Tierärzte jenseits der Ketten finden kein Personal, um die Notdienste abzudecken. Ich hab noch für 2000 Euro brutto in der Praxis gearbeitet, inklusive Nacht- und Wochenenddiensten. Und nein, ich hatte danach nicht frei, sondern stand morgens ganz normal in der Sprechstunde. Als ein Angebot kam, nicht mehr in der Praxis zu arbeiten, mit wesentlich mehr Gehalt und geregelten Arbeitszeiten, hab ich es dankbar angenommen.
Das Gehalt, das ich jetzt bekomme, wäre aber für jeden praktischen Tierarzt total unwirtschaftlich (es mir zu bezahlen). Als Tierbesitzer sieht man immer nur die Tierarztrechnung, aber nicht das, was der Tierarzt sich davon selbst noch als Gehalt auszahlen kann. Und das ist nicht viel.
Verpflichtende Krankenversicherungen für Tiere könnten das Problem vermutlich langfristig lösen. Aber wie will man das durchsetzen?
Die Tiermedizin ist zum Großteil in "Privathand". In der Humanmedizin wird ein Großteil der Notfallversorgung durch Krankenhäuser geleistet, die stattlichen Backup haben. Den haben die Veterinärunikliniken auch, von denen gibt's aber wenige. Und dass Leipzig jetzt auch den Notdienst einstellt, spricht Bände.