Noch eine Fraktion "kurzer pflegeleichter Pudel".
Wir haben unseren Großpudel mit 8 Monaten (oder waren es 9? müsste nachlesen) vom Züchter übernommen, er war übrig geblieben.
Zur Pflege: ich schere ihn alle 8 Wochen ungewaschen runter. Wie ein Schaf. Wenn ich die Pfoten, Gesicht und Schniedel auch mache, brauche ich 60 Minuten dazu.
Er guckt die Zeit über eher gelangweilt und sitzt halt rum. Ich mache mir ein Hörbuch an. Habe einen alten Schreibtisch in den Keller gestellt und stehe für die oberen Bereiche, bei den unteren und an den Seite sitze ich wahlweise auf dem Tisch neben ihm oder auf eine Stuhl. Finde das chilliger als anfangs gedacht, vor allem durch das Hörbuch hören.
Ich habe immer ein Ersatz-Scherblatt rumliegen, weil es hieß es wird stumpf wenn man den Hund vorher nicht wäscht.
Nun ja, ich schere ihn damit seit 1,5 Jahren und es ist noch nicht stumpf geworden. Ich blowere ihn vorher ordentlich durch, dabei fliegt aller Dreck und Staub raus und danach muss die Brille erstmal geputzt werden. Blowern findet meiner super. Er kannte das ja alles schon vom Züchter.
Zwischendurch mach ich manchmal die Nase, dauert so 2 Minuten (der Bart nervt den Pudel und mich, danke Tierschutzgestz).
Ohren zupfe ich beim Kraulen, da werden immer wenn er den Kopf so in die Hand drückt ein paar lose Haare rausgeholt. Das passiert so alle paar Tage nebenbei. Es ist ein ganz sanftes Ziehen, ohne Kraft, so wie wenn man die eigenen Haare einmal entlang fährt.
Füße findet er doof, also das Fell zwischen den Zehen ist das einzige was ein bisschen nervt. Das dauert bei ihm etwa 10 Minuten weil er rumzappelt.
Kostenpunkt für die Schermaschine und Blätter, Blower usw war am Anfang glaub um die 300€.
Ich wollte ja immer einen weißen Hund, aber schwarz ist schon sehr praktisch. Man sieht nur dass er dreckig ist, weil das Fell weniger glänzt. Manchmal blowere ich ihn dann durch, dauert 1 Minute und gut ist (das passiert aber echt selten). Waschen nur wenn er stinkt.
Wenn es zwischen Herbst und Frühling (alles außer Sommer) schlammig ist und regnet, hat er einen Mantel an. Stört ihn nicht und Hund kommt sauber nach Hause.
Ach ja, gebürstet wird er NIE, er filzt auch nicht. Seine Mama hat auch so tolles etwas drahtiges Pudelfell, da hab ich bei der Auswahl drauf geachtet.
Zum Charakter: er ist jetzt 2,5 Jahre alt und langsam ein wirklich angenehmer Zeitgenosse. Er ist absolut schussfest, zu Silvester steht er neben uns und bewundert das Feuerwerk. Er findet alles spannend und möchte es untersuchen. Das einzige, was er jemals gruselig fand sind STatuen (von Menschen oder Tieren). Die findet er komisch, aber wenn ich die meeeega spannend finde und gaaaanz genau unterusche und drauf rumklopfe kommt er auch gucken und schnuppern und dann ist alles ok.
Er läuft fröhlich durch Menschenmassen, war schon mit in der Schule und fand das absolut super, liegt in Cafes unter Tischen und pennt. Erstes Mal Fähre fahren, Hund guckt aufs Wasser und freut sich. Erstes Mal egal was, all die Sachen die man ganz langsam aufbauen soll: Hund macht mit und freut sich.
In der Pubertät war er eher wie ein junger Labrador mit weniger Kilos. Wumms wie sonstwas, Jagdtrieb (wir haben einen Ruckdämpfer angeschafft), Begrüßung durch 1,5m hoch aus dem Stand ins Gesicht springen, Pöbeln bei Hundesichtung weil man ja nicht hindarf (er durfte vorher sehr viel freilaufen) und das ist doooof. Frustrationstoleranz sehr begrenzt.
Nach Training sind wir heute hingegen hne Mucks in 2m Abstand an zwei lauthals pöbelnden Terriern vorbeigelaufen, er guckt mich an und fragt wann es die Belohnung gibt
Tricks lernt er sehr schnell.
Wenn er nicht arbeiten darf, wird er anstrengend. Stell die Teenager mit starkem ADHS vor. Da mein erster Gassihund (englischer Setter) auch so war, komme ich damit klar.
Arbeiten ist bei uns: auf dem Spaziergang sein Objekt (eine Walnuss) suchen. Wenn er so 10 Minuten suchen durfte, das sind meist 2 Suchen, oder eine richtig schwere 3-4 Minuten, ist er zufrieden und sehr leichtführig. Da wir das auf dem Spaziergang machen, bedeutet es keinen zusätzlichen Zeitaufwand.
Ansonsten ist er sehr freundlich zu Menschen, sehr verschmust, weiß was er will, wesensfest und wenn mal was ist (zB er bekommt ne Ansage, jemand berührt ihn ausversehen, einmal ist ihm aus versehen jemand auf den Fuß getretetn, irgendwo knallt es, ein Hund greift ihn an und verbeißt sich in seinem Hals, komische Geräusche und Objekte etc)...er schüttelt sich kurz, und die Rute ist wieder oben. Das ist eine seiner absolut wunderbarsten Eigenschaften.
Kehrseite zu Pfeffer im Hintern und Wesensfest sind der Trieb (Jagdtrieb, Arbeitswille) und eben das Wilde in der Pubertät. Das wird aber besser ab ca 2. Und es gibt auch deutlich gechilltere Linien als meinen, ich mag Hunde mit Pfeffer und mag es nicht wenn sie so ängstlich sind. Dann lieber bisschen mehr Erziehung reinstecken und alles mit dem Hund machen können.
Falls du in der gleichen Großstadt wohnst wie ich, komm gerne mal zum Scheren vorbei, dann kannst du mal ausprobieren wie das ist und ob es dich stört. Schreib gerne eine PN dafür.
Edit: ich hatte bei der Suche das Gefühl, dass die Pudel tendenziell eher schüchterner sind bei den Kleinen, und Wummst haben bei den größeren. Vielleicht täuscht das, aber ich habe noch keinen ängstlichen Großpudel getroffen. Wenn man was sanfteres möchte, hab ich da mehr bei den kleineren getroffen (immer tendenziell). Sanft wird meiner erst jetzt ganz langsam.