Mit Carlo hab ich das gleiche Problem.
Bei uns ists so, dass mein Mann den ganzen Tag über zu Hause ist, weil selbständig. Wenn er dann mal was mit Freunden unternimmt und ich mit Carlo allein daheim bleib, seh ich ein ganz ähnliches Bild wie du. Carlo ist unruhig, tigert durch die Räume, fiepst vor sich hin und springt bei jedem die Auffahrt hoch fahrenden Auto sofort belljaulend auf, weil, könnte ja Herrchen sein.
Ich beurteile Ganze aber ein bisschen anders.
Bei uns hats zwar auch viel mit Kontrolle zu tun, aber nicht in dem Sinne, als das Carlo meinen Mann kontrollieren wollen würde. Bei ihm ists eher eine arge Unsicherheit und ein Kontrollverlust, die durch geänderte Routinen und Tagesabläufe getriggert werden. Carlo weiß nicht, was passiert, wo Herrchen hin ist und ob er jemals wieder zurück kommt (und bei uns bildet sich da dann sehr schnell eine Nervositäts-Spirale, denn es macht mich auch ganz unruhig, wenn Carlo so unruhig ist, was wiederum ihn unruhig macht, weil ich ja so hibbelig werde,...).
Woran ich das festmache, dass es bei uns eben diese Unsicherheit ist und nicht, dass er Herrchen nicht kontrollieren kann?
Wenn mein Mann regelmäßiger unterwegs ist, wird Carlo deutlich entspannter. Weils normaler ist, dass der geht und wieder kommt. Aktuell zum Beispiel sind wir die ganze Woche über tagsüber allein daheim und was macht Carlo? Flatzt entspannt mal hier, mal da und schläft so tief, dass kein Auto, das vor der Tür hält, ihn im Geringsten stört.
Wie wir das so hingekriegt haben:
Routine, Routine und - hab ich schon Routine gesagt? Und dazu Anleitung und Führung. Und zwar von mir, denn ich bin die, die anwesend ist, wenn er das Verhalten zeigt, nicht mein Mann. Also liegts auch in meiner Macht, da was zu ändern.
Wichtig ist für Carlo, dass der Tag für ihn eine Struktur hat, an der er sich orientieren kann. Es gibt Fixpunkte, die sich nie ändern, egal ob zwei Menschen da sind oder nur einer. Das wären Futter und die Spaziergehzeitpunkte. Und dass Vormittags Ruhe gehalten wird.
Wir haben auch ein Ritual dafür, wenn ein Mensch geht. Da wird sich halt auch noch vom Hund verabschiedet, so dass er weiß: der Mensch ist jetzt für einen Zeitraum X nicht verfügbar, brauch mir keine Gedanken darum machen.
Wenn mein Mann nach längerer daheim-Zeit mal wieder unterwegs ist und ich schon die Befürchtung hab, dass Carlo wieder unruhig werden könnte, bemühe ich mich, seine Bedürfnisse (Futter, Bewegung, Nähe) so umfassend wie möglich zu erfüllen - ohne ihn dabei zu helikoptern oder den armen Hund zu bemitleiden. Ein ausgedehnter, ruhiger Spaziergang ohne großartige Reize, die verarbeitet werden müssen, hilft ihm, danach gut zu schlafen. Kontaktliegen hilft, sich nicht allein zu fühlen. Und ein voller Magen ist für Carlo sowieso das Allerwichtigste der Welt.
Jetzt weiß ich, dass uns auch die unabsichtliche konditionierte Entspannung sehr, sehr, sehr viel geholfen hat. Und dass ich durchs MA-Schreiben einen "jetzt hat der Hund Sendepause"-Modus generiert hab. Das hat ihm in den letzten Monaten schon geholfen, wenn mein Mann mal unterwegs war.