Beiträge von Pfeffernaserl

    Librela unterdrückt den NGF.

    Aber um im Gehirn Effekte zu erzeugen, müsste Librela über die Blut-Hirn-Schranke (BHS) ins Gehirn gelangen. Was nur bei einer defekten BHS der Fall wäre. Im Normalfall bleibt Librela außerhalb des Gehirns.


    Auch NGF selbst gelangt nicht über die BHS ins Gehirn, also wäre auch eine Änderung der NGF-Konzentration im restlichen Körper durch Librela kein Problem, denn das Gehirn produziert sich die Menge, die es braucht, schon selbst.


    Also: Librela gelangt nur bei Defekten der BHS ins Gehirn.

    allerdings muss ich zugeben, dass ich nicht immer die Zeit habe, ewig mit ihm stehen zu bleiben.

    Kenn ich, kenn ich.

    Ist halt blöd, jedes Mal, wenn er das Verhalten zeigt, festigt sich das weiter.

    Besser wäre es natürlich, wenn du größere Ausraster immer verhindern könntest, aber mir ist schon klar, dass das Leben halt passiert und man nicht immer auf den Hund schauen kann - war und ist bei uns auch so, dass wir halt manchmal weiter müssen, weil von hinten ein Auto kommt oder Spaziergänger oder die Zeit mal vorn und hinten nicht reicht. Die Waagschale sollte trotzdem mehr Richtung "gutes" Verhalten ausschlagen.


    Was wir in solchen Momenten dann oft machen, ist umdrehen. Einen anderen Weg nehmen, die Runde in die andere Richtung drehen, zurück in die Einfahrt und ein paar Minuten durchatmen - oder er muss da halt mal durch, dann aber mit so viel Management wie nötig. An den Superkekse/die magische Hand/die Lecktube andocken, ablenken, ins Kommando nehmen, Augen zu und durch.


    Aber ich versuche das mal besser hinzubekommen und probiere auf jeden Fall auch Deinen Tipp mit dem Umorientieren mit Berührung aus. Ich hab allerdings mit isometrischen Berührungen beim Hund überhaupt keine Erfahrungen. Hast du da einen Tipp?

    Ja, sollte man schon Zuhause üben. Am besten noch mit Ankündigungssignal, damit der Hund vorbereitet ist.

    Denn, Vorsicht, je nach Erregungslage kann es schnell zum Schnappen nach der Hand kommen.


    Ich könnte später nach einer guten Anleitung suchen, denn leider muss ich zugeben: wir haben das "on the go" eingeführt :pfeif: |)

    Bzw hat Carlo uns das beigebracht, weil er schnell ruhiger wurde, wenn er uns zufällig beim Ausrasten berührt hat.


    Und Halstuch mit Entspannungsduft, kannst du da auch mehr zu erzählen? Welchen Duft nimmt man da, wie baut man das auf?

    Den Duft müsste der Hund aussuchen, gerne genommen werden wohl Sandelholz, Vanille, Zitrone, Lavendel.

    Die Duftöle müssten auch vor dem Auftragen auf das Tuch verdünnt werden, auch da, auf den Hund hören, wie er es am liebsten mag.


    Zu Beginn wird das Tuch mit dem Duft in die Nähe des Hundes gelegt, wenn er eh schon entspannt ist, so dass ganz klassisch der Geruch mit Entspannung konditioniert wird.

    Das kann auch unterschiedlich lange dauern und muss vor allem auch immer wieder neu aufgeladen werden.

    Aber da gibt es auch sehr gute Anleitungen im Netz, mit den Schlagworten konditionierte Entspannung und Duft wird man da bestimmt fündig bzw. könnte ich nachher auch nochmal schauen, ob ich da was in meiner Linksammlung gespeichert hab.

    Also, nur mal kurz so zum neurobilogischen Hintergrund, warum Geruch anders "kickt" als Sicht:

    Die meisten Sinneseindrücke laufen im Gehirn über den Thalamus, also den "Türsteher" des Gehirns, wo schon mal vorgefiltert wird, was wichtig ist. Unwichtiges wird da gleich aussortiert und gar nicht erst registriert. Von dort aus laufen die Eindrücke dann in unterschiedliche Hirnregionen, wo sie verarbeitet werden.


    Ist beim Geruchssinn allerdings anders, der läuft am Türsteher-Thalamus vorbei direkt in diverse Hirnregionen, unter anderem zum Hippocampus (der zuständig ist für Erinnerungen) und auch die Amygdala, also in eine der ältesten Hirnregionen, wo die Emotionen "sitzen" und die fight/flight Antworten generiert werden.


    Das erkärt, warum Geruch so schnell die Emotionen anregt (kennt man ja von sich selbst auch, Gerüche triggern schneller Emotionen und Erinnerungen - gute und schlechte - als ein Bild. Der Duft von Zimt/Lebkuchen lässt viele nostalgisch an Weihnachten denken und löst wohlige Emotionen aus. Und deshalb nimmt man auch gern Düfte zur konditionierten Entspannung*) und die Antwort auf den Erzfeind-Geruch so viel heftiger ist, als auf Sichtkontakt.


    Und das macht aber auch das Training da so schwer, sich in diesem Moment unter Kontrolle zu halten ist unglaublich schwer und ist vielleicht auch im ersten Moment niemals möglich.

    Auch aus dem Grund nutze ich gern Berührungen, isometrische Übungen, damit der Hund wieder andere Dinge fühlt, andere Emotionen generieren kann.


    Ja, das mit dem Stehenbleiben hab ich ja auch schon versucht. Hilft aber langfristig irgendwie nicht. Vielleicht muss ich das doch nochmal intensiver üben.

    Wie langfristig ist dein langfristig?

    Bei Carlo hats mehrere Monate gebraucht, bis ich tatsächlich auch eine Wirkung gesehen hab. Bis wir auf einem sehr guten Niveau gelandet sind, hat es gut ein Jahr gedauert (aber er bringt mehrere Baustellen mit und gerade auch die Regulation von (negativen) Emotionen fällt ihm uuuuunglaublich schwer).



    *Wenn wir gerade schon bei konditionierter Entspannung sind: ich hab mir damals auch überlegt bzw. kam das auch hier im Forum als Tipp, dass man sich die auch draußen zu nutze macht und ein Halstuch mit konditioniertem Entspannungsduft umhängt, dort, wo es wahrscheinlich ist, dass der Erzfeind lang gelaufen ist.

    Das kenn ich auch sehr, sehr gut.

    Auf Sicht kann Carlo ruhig bleiben, wenn er den Erzfeind aber riecht, ists vorbei und die drei Murmeln im Hirn sind ausgekippt.

    Wir trainieren da auch schon sehr lange dran herum, was bei uns langsam zu Fortschritten führt ist:


    Stehenbleiben.


    Sobald ich merke, ah, jetzt wird er spanniger, die Nase arbeitet wild und er will zum Geruch - bleiben wir stehen. Damit er erstmal bei geringer Geruchsdosis schnüffeln kann, verarbeiten kann, die Murmeln wieder an ihren Platz wandern können.

    Hier hilft auch Körperkontakt - also, kein wildes streicheln oder so, sondern einfach ein Bein so hinstellen, dass Carlo damit Kontakt hat. Oder eine Hand mit etwas Druck an die Schulter legen, einfach, damit er sich wieder spürt und nicht vollkommen im Geruch verloren geht.


    Wenn das Hirn wieder auf Sendung ist, darf Carlo auch aktiv zum Geruch gehen und den ruhig (!) ein Stückchen ausarbeiten. Sobald er wieder beginnt, sich reinzusteigern, bleiben wir wieder stehen und denken gemeinsam nach. Da haben wir inzwischen auch so weit dran gearbeitet, dass er mich erst mit Blicken "fragen" muss - also, ich will drei Sekunden Augenkontakt haben, dann weiß ich, dass er wieder da ist und er darf schnüffeln gehen.


    Wir leben zum Glück so, dass ich ihm diese Zeit auch geben kann.

    Seit wir das so machen, wird er immer ruhiger, zeigt mir den Erzfeind-Geruch auch mal an und fragt schon vor dem Ausrasten, ob er schnüffeln gehen darf.

    Nur direkt vor unserer Einfahrt ists immer noch schwierig, aber da kommt der Geruch auch oft sehr plötzlich und stark um die Ecke, damit können wir noch nicht so gut umgehen...


    Die Erzfeind-Besitzer ansprechen und nach gezieltem Training fragen ist auch eine sehr gute Idee. Man muss ja nicht best friends werden, aber sich aushalten können ist schon viel wert.

    Mein Mann sagt ja immer: "Das K in Sarah steht für Konsequenz."


    Ja, das zieht sich halt wie ein roter Faden durch mein Leben, Konsequent kann ich nicht. Absolut gar nicht.

    Deshalb ists ganz gut, dass mein Hund schon sehr klare Vorstellungen davon hat, wie das Leben zu laufen hat und er sich von meinem "heute Hü, morgen Hott" nicht irritieren lässt.


    Ich gleiche die fehlende Konsequenz durch mangelnde Körperbeherrschung, überschießende Emotionalität, einen riesigen Sturschädel, ständiges Hinterfragen des eigenen Tuns, Konfliktscheuheit mit Wattebauscheinstellung und Faulheit auf Master-Niveau aus :ugly:


    On the bright side: ich nehm das alles nicht so ernst. Vor allem mich nicht. Ich bin ganz gut darin, dem Hund Dinge zu verclickern (haha, ein Euro in die Wortwitzkasse), sehr geduldig und inzwischen hat Carlo mir auch beigebracht, dass es mir egal sein kann und darf, was andere von uns denken. Immer unauffällig durch die Welt - mit "so einem"? Nope, wir fallen auf, wir ecken an und mei, ist halt so.

    Ich hab kein Problem damit, mich an Carlo anzupassen, ich bin da sehr flexibel mit meiner Lebensgestaltung. Und, naja, Hund spreche ich inzwischen auch ganz passabel.


    Aber ja, Hunde, die viel Führung und Action brauchen, würden mit mir verzweifeln und mit Threads mit Titeln wie "Wie bringe ich meinem Menschen eine klare Linie bei?", "Hilfe, mein Mensch hat Trennungsangst" oder "Faul, bockig oder gesundheitlich angeschlagen?" in Hundeforen aufschlagen.


    Da ists schon ganz gut, dass Carlo, seines Zeichens rumänischer, fauler Sturkopf, in mein Leben getreten ist, der passt hier hervorragend hin.