Vielleicht mag Pfeffernaserl ja ein bisschen darüber schreiben, was sie sich von Leben mit Carlo erwartet hat, was die Realität war und jetzt nach viel Arbeit ist und welche Qualitäten ein Leben mit einem Hund hat, der anders ist.
Ich hab mich ja selbst auch stark wiedererkannt im Ausgangspost...
Für mich liest es sich aber schon eher danach, als ob man sich entschieden hätte, den Weg nicht mit dem Hund gemeinsam zu gehen und ich weiß nicht, wie hilfreich da mein Erfahrungsbericht wäre, aber ich red ja gern über den Hund und unser Leben
Meine Erwartungen an das Leben mit Hund waren als Ersthundehalter sehr, sehr, sehr rosarot und naiv - Bällchen werfen, über Wiesen springen, mit allen Hunden und Menschen gut Freund sein, Hund immer mit dabei,...
War eine äußerst harte Landung in der Realität, als Carlo nach zwei Wochen bei uns beinahe ein Kind ins Gesicht gebissen hat.
Und ab dem Zeitpunkt gings erstmal nur noch weiter bergab. Ausraster, wenn sich irgendwas am Horizont bewegt hat, dabei auch rückwärtsgerichtete Aggression, bei Druck sofort Gegendruck vom Hund, blieb er allein, hat er die Wohnung zerlegt, extreme Reaktionen auf Geruchstrigger, Manipulation am Hund unmöglich,...
Bei uns gings so weit, dass ich Angst hatte, mit meinem Hund vor die Tür zu gehen, dass mehr als schnell zum ersten Busch pinkeln und wieder zurück nach Hause von meiner Seite aus nicht mehr ging.
Ich kann es so gut nachvollziehen, die Gedanken an die Abgabe und vor allem das "wo anders hätte der Hund es so viel besser, wenn er nur in das richtige Umfeld kommt, die richtigen Lebensbedingungen, Halter, die sich auskennen" - aber wie realistisch ist es, dass so jemand um die Ecke kommt? Und dann auch noch Platz für genau meinen Hund hat?
Bei uns war es mein Mann, der immer wieder gesagt hat, dass wir die Verantwortung übernehmen wollten und jetzt auch übernehmen werden, der als erster auch akzeptieren konnte, was ist und was nicht und dass wir unser Leben halt an den Hund anpassen müssen, weil der das anders rum offensichtlich nicht kann und sich auch nicht so ausgesucht hat.
Bei mir hats länger gedauert mit der Akzeptanz.
Mein Hund ist "so einer".
Mein Hund ist Maulkorbträger.
Mein Hund wird nie lustig über Wiesen springen und schon gar nicht mit allen gut Freund sein.
Daran hatte ich echt lange zu knabbern.
Fast foward: wir hatten letzte Woche unser 5-jähriges mit Carlo.
Wir haben unser Leben stark nach dem Hund ausgerichtet, sind aufs Land umgezogen, raus aus der Mietwohnung in ein Haus mit kleinem Garten. Mein Mann arbeitet zu 100% im Homeoffice und ich hab mein Nebengewerbe aufgegeben, um mehr Zeit für Carlo zu haben.
Wir leben dafür inzwischen ein sehr entspanntes Leben mit Carlo. Manche Dinge, von denen ich nie dachte, dass sie mal möglich wären, funktionieren sehr gut, wie zum Beispiel Besuch empfangen. Anderes ist einfach normal, wie anderen Hunden in großen Bögen ausweichen. Management ist ganz normal: kommen zum Beispiel Handwerker, wird Carlo im Büro eingesperrt und wir haben den Schlüssel bei uns, damit auch ja nix passieren kann. Verlassen wir das Haus, dann trägt Carlo immer seinen Maulkorb, Freilauf gibts minutenweise nur unter gewissen Voraussetzungen.
Einschränkungen für uns sind auch normal und an der Tagesordnung. Wir waren vor Carlo schon nicht die, die groß draußen unterwegs waren, aber seit 5 Jahren gabs halt auch keinen Urlaub mehr und auch keine gemeinsamen Freizeitaktivitäten. Ja, manchmal trauere ich dem schon noch hinterher, aber ich weiß, dass ich mein Leben mit Carlo nicht für einen Urlaub eintauschen möchte.
Aber ja, hier ist der Unterschied wohl, dass wir das so auch tragen können und wollen, weil wir diesen verrückten Rumänen nicht mehr missen wollen. Sich all das gemeinsam zu erarbeiten hat uns sehr eng zusammen geschweißt. Für mich gibts kaum was schöneres, als mit Carlo zu trainieren oder bei einer Wanderung mit ihm die Seele baumeln zu lassen. Der Weg hier her war hart, aber für mich war ers absolut wert.