Beiträge von Pfeffernaserl

    Ooooh, wir hatten gerade einen riesengroßen Erfolg:


    Mein Mann konnte Carlo die Zähne putzen :party: :mrgreen-dance:


    Er hat eine kurze Einweisung von mir bekommen, welche Signale in welcher Reihenfolge zu geben sind und wie Carlo "Ja" oder "Nein" sagt und dann durfte er ran.


    Carlo war erst kurz ein bisschen unsicher, aber als er gemerkt hat, dass das Grundgerüst das selbe bleibt, war er schnell entspannter.


    Haben die beiden sehr, sehr fein gemacht!

    Wir tasten uns in Mini-, Mini-Schrittchen an das Thema "Manipulation durch fremde Menschen" ran. In 20 Jahren kann dann der Tierarzt auch ohne Narkose an Carlos Zähne :lol:

    Vielleicht mag Pfeffernaserl ja ein bisschen darüber schreiben, was sie sich von Leben mit Carlo erwartet hat, was die Realität war und jetzt nach viel Arbeit ist und welche Qualitäten ein Leben mit einem Hund hat, der anders ist.

    Ich hab mich ja selbst auch stark wiedererkannt im Ausgangspost...

    Für mich liest es sich aber schon eher danach, als ob man sich entschieden hätte, den Weg nicht mit dem Hund gemeinsam zu gehen und ich weiß nicht, wie hilfreich da mein Erfahrungsbericht wäre, aber ich red ja gern über den Hund und unser Leben :pfeif:


    Meine Erwartungen an das Leben mit Hund waren als Ersthundehalter sehr, sehr, sehr rosarot und naiv - Bällchen werfen, über Wiesen springen, mit allen Hunden und Menschen gut Freund sein, Hund immer mit dabei,...


    War eine äußerst harte Landung in der Realität, als Carlo nach zwei Wochen bei uns beinahe ein Kind ins Gesicht gebissen hat.

    Und ab dem Zeitpunkt gings erstmal nur noch weiter bergab. Ausraster, wenn sich irgendwas am Horizont bewegt hat, dabei auch rückwärtsgerichtete Aggression, bei Druck sofort Gegendruck vom Hund, blieb er allein, hat er die Wohnung zerlegt, extreme Reaktionen auf Geruchstrigger, Manipulation am Hund unmöglich,...

    Bei uns gings so weit, dass ich Angst hatte, mit meinem Hund vor die Tür zu gehen, dass mehr als schnell zum ersten Busch pinkeln und wieder zurück nach Hause von meiner Seite aus nicht mehr ging.


    Ich kann es so gut nachvollziehen, die Gedanken an die Abgabe und vor allem das "wo anders hätte der Hund es so viel besser, wenn er nur in das richtige Umfeld kommt, die richtigen Lebensbedingungen, Halter, die sich auskennen" - aber wie realistisch ist es, dass so jemand um die Ecke kommt? Und dann auch noch Platz für genau meinen Hund hat?


    Bei uns war es mein Mann, der immer wieder gesagt hat, dass wir die Verantwortung übernehmen wollten und jetzt auch übernehmen werden, der als erster auch akzeptieren konnte, was ist und was nicht und dass wir unser Leben halt an den Hund anpassen müssen, weil der das anders rum offensichtlich nicht kann und sich auch nicht so ausgesucht hat.

    Bei mir hats länger gedauert mit der Akzeptanz.

    Mein Hund ist "so einer".

    Mein Hund ist Maulkorbträger.

    Mein Hund wird nie lustig über Wiesen springen und schon gar nicht mit allen gut Freund sein.

    Daran hatte ich echt lange zu knabbern.


    Fast foward: wir hatten letzte Woche unser 5-jähriges mit Carlo.

    Wir haben unser Leben stark nach dem Hund ausgerichtet, sind aufs Land umgezogen, raus aus der Mietwohnung in ein Haus mit kleinem Garten. Mein Mann arbeitet zu 100% im Homeoffice und ich hab mein Nebengewerbe aufgegeben, um mehr Zeit für Carlo zu haben.


    Wir leben dafür inzwischen ein sehr entspanntes Leben mit Carlo. Manche Dinge, von denen ich nie dachte, dass sie mal möglich wären, funktionieren sehr gut, wie zum Beispiel Besuch empfangen. Anderes ist einfach normal, wie anderen Hunden in großen Bögen ausweichen. Management ist ganz normal: kommen zum Beispiel Handwerker, wird Carlo im Büro eingesperrt und wir haben den Schlüssel bei uns, damit auch ja nix passieren kann. Verlassen wir das Haus, dann trägt Carlo immer seinen Maulkorb, Freilauf gibts minutenweise nur unter gewissen Voraussetzungen.


    Einschränkungen für uns sind auch normal und an der Tagesordnung. Wir waren vor Carlo schon nicht die, die groß draußen unterwegs waren, aber seit 5 Jahren gabs halt auch keinen Urlaub mehr und auch keine gemeinsamen Freizeitaktivitäten. Ja, manchmal trauere ich dem schon noch hinterher, aber ich weiß, dass ich mein Leben mit Carlo nicht für einen Urlaub eintauschen möchte.

    Aber ja, hier ist der Unterschied wohl, dass wir das so auch tragen können und wollen, weil wir diesen verrückten Rumänen nicht mehr missen wollen. Sich all das gemeinsam zu erarbeiten hat uns sehr eng zusammen geschweißt. Für mich gibts kaum was schöneres, als mit Carlo zu trainieren oder bei einer Wanderung mit ihm die Seele baumeln zu lassen. Der Weg hier her war hart, aber für mich war ers absolut wert.

    Wir sind uns auch nicht sicher, ob hier jemals nochmal ein Hund aus dem Tierschutz einziehen wird.

    Kann ich so gut nachvollziehen!

    Bei uns ists aber eher die Frage, ob jemals überhaupt nochmal ein Hund hier bei uns einziehen wird, wenn Carlo nicht mehr ist. Er legt die Latte für einen eventuellen Nachfolger gleichzeitig so, so, SO tief und unerreichbar hoch.

    Denn so, wie ich uns kenne, würde es auf jeden Fall wieder ein Tierschutzhund werden und dann wahrscheinlich auch wieder einer der eher Richtung Bodensatz der Hundegesellschaft zu finden ist. Und nochmal so viel emotionales auf und ab, so viele Einschränkungen und Nerven, so viel dickes Fell und gut gemeinte Ratschläge und so viel Herz verschenken... Weiß nicht, ob ich das nochmal packen würde.

    Ich muss auch mal wieder neue Fotos zeigen.

    Ende November feiern wir unser 5-Jähriges und hach, für mich ists einfach immer wieder so schön zu sehen, wie sich der kleine Pups in diesen 5 Jahren entwickelt hat.

    Das war eins der ersten "ordentlichen" Fotos von Carlo:



    Halbes Hemd, ernst, unsicher...


    Und von vorletzter Woche:



    Er wird langsam grau im Gesicht, aber das ist auch das einzige Anzeichen dafür, dass er älter wird. Er ist in den 5 Jahren so viel offener und lustiger geworden und körperlich steht er jetzt auch so viel besser da, als noch 2018 :herzen1:

    Carlo verhält sich mit Maulkorb auch anders, als ohne. Er zeigt auch weniger Explorationsverhalten, schnüffelt weniger, mäuselt weniger.


    Anfangs war's wie bei Ella, dass er halt nur noch vor sich hingetrottet ist, inzwischen schnüffelt/mäuselt er schon auch mit MK und wenn man ihn nicht kennt, sieht es jetzt auch nach normalem Verhalten aus. Aber ich weiß, wie er ohne MK drauf ist und ich seh eben auch den Unterschied.


    Ich glaube, bei Carlo kommt es daher, dass ja schon eines seiner Sinnesorgane, nämlich die Vibrissen, durch den MK schon gestört wird. Er nutzt die Vibrissen ohne MK schon sehr stark, gerade eben auch bei so Dingen wie schnüffeln und mäuseln, Dinge untersuchen, Abstände abschätzen,...


    Bei ihm hat es etwas gedauert, bis er sich daran gewöhnt hat, dass sich mit MK die Welt ein bisschen anders anfühlt, als ohne. Angezogen hat der den MK schon immer gerne, auch unterwegs, und er trägt ihn auch schon immer ohne Versuche, ihn abzustreifen.

    Deshalb hab ich auch für Carlo "ist unangenehm zu tragen" ausgeschlossen (der ist da immer sehr deutlich, wenn etwas unbequem ist).

    Oh, sehr spannende Ergebnisse!

    Interessant, dass ForGen da so ganz andere Ergebnisse abliefert - erinnert mich daran, dass ich da noch ein bisschen in der Literatur wühlen wollte, um zu gucken, wie die ihre Datenbank aufgebaut haben. Ich glaube, da war auch eine Diss dazu auf der ForGen Seite verlinkt...


    Ich hab damals ein bisschen mit ForGen hin- und hergemailt und fand auch die Aussage spannend, dass sie ja keinen "Supermut/Mischling" oder so angeben, weil sie das, O-Ton, "sinnbefreit" finden.

    Oh hast du ein Rezept? Ich habe noch Massen…

    Ich nehm das als Basis:


    Wurzelkuchen mit Möhren und Topinambur
    Dieser saftige, vitaminreiche Winterkuchen ist eine schöne Abwechslung zu dem üppigen Plätzchenangebot in der Weihnachtszeit.
    www.kuechengoetter.de


    Meist ein bissl weniger Zucker, dafür manchmal noch etwas Butter und immer noch an Gewürzen, was sich so anbietet.

    Heute Zimt, Kardamom, Sternanis und ein bissi Pfeffer.


    Manchmal schneide ich ihn noch auf und mach (irgendeine rote) Marmelade dazwischen, manchmal kommt Schoki drauf oder er wird einfach so gegessen.

    Ich find ihn mega lecker und er passt so gut in den Herbst und die Vorweihnachtszeit

    Naja, dann geb ich als Verbrecher am Hund auch mal meine 2 Cent mit dazu.

    Wobei ich aber auch nicht von mir behaupte, zu 100% positiv zu arbeiten (und in meiner Wattebausch-Bubble sagt das tatsächlich auch keiner von sich, so realistisch sind die meisten dann doch auch).


    Ich würde aber trotzdem sagen, dass wir im Trainingssetting zu 98-99% positiv unterwegs sind - wobei da die letzten paar Prozentchen, die auf die 100 fehlen, durch Trainingsfehler auf meiner Seite entstehen, die sich aversiv auf Carlo auswirken (Trainingsschritte zu groß, unklare Kriterien,...). Also hier gibts keinen bewussten Einsatz von Strafe.


    Im allgemeinen Alltag ist die Schwankungsbreite größer, ich würde schätzen, da sind wir im Schnitt 90% positiv, wobei es da mehr auf meinen mentalen Zustand ankommt. Geht es mir nicht gut, weil viel Stress in anderen Lebensbereichen, ist meine Zündschnur kürzer und ich greife eher zu aversiven Mitteln (wobei aversive Mittel bei mir heißt: ich raunze den Hund mal an oder wenn er aus dem Fell fährt, greife ich ruppiger ins Geschirr). Ich arbeite an mir, wenn ich merke, es ist ein doofer Tag, dann wird alles, was über "mit dem Hund auf der Couch kuscheln" hinaus geht, an meinen Mann ausgelagert.


    Ja, es gibt Management mit diesem Hund. Sehr, sehr viel sogar.

    Aber auch wenn ich positive Strafe als Werkzeug in meinem Koffer hätte, gäbe es dieses Management, weil ich diesem speziellen Hund nie so weit vertrauen würde, dass er zum Beispiel ohne Maulkorb mit anderen Lebewesen als meinem Mann und mir in Kontakt kommt.


    Der ist aber auch einer, da würde in gewissen Situationen, wenn er emotional in anderen Sphären schwebt, eine Strafe tierschutzrelevante Ausmaße annehmen müssen, damit die durchkommt.

    Will ich nicht.

    Und wenn schon früher strafen müsste, dann kann ich schon früher aber auch positiv gegen steuern.

    Ich. Mit diesem Hund. In unserer speziellen Lebensrealität.


    Warum ich mich in solchen Diskussionen eigentlich nicht äußern mag, ist, weil zum einen, wenn ich sage, dass ich nicht zu 100% positiv arbeite, aber danach strebe und Strafe nicht bewusst im Training und zur Erziehung einsetze, der Nachsatz ignoriert wird und ich ja dann eh nicht so eine bin und "habs ja gewusst, geht nicht."

    Oder aber, was eigentlich immer irgendwann im Laufe solcher Diskussionen kommt: es wird eine - für meinen Hund und mich absolut irrelevante - Situation kreiert und gefragt, wie ich denn dann Bitteschön das lösen würde und wenn ich dann keinen absolut positiven Weg dafür finde, s.o.: "habs ja gewusst, geht nicht."


    Wir leben hier auch nicht in lustiger Anarchie und absolut grenzenlos, für uns alle gibts sogar sehr viele Grenzen und Regeln - anders wär das Zusammenleben mit Carlo auch schnell unangenehm.

    Es war halt von Anfang an sehr viel Umdenken gefragt, wenn der Hund auf jeden Versuch einer Korrektur mit "ich korrigier dich gleich!" reagiert hat (für ihn war zu Beginn übrigens ein falscher Blick oder das Verlagern des Körpergewichts in seine Richtung schon ein Grund, um selbst aversiv aktiv zu werden). Und ja, ich bin vielleicht auch einfach unfähig, richtig zu strafen oder zu korrigieren und bei anderen Menschen wär das mit ihm vielleicht auch anders gelaufen, aber mei, ihn wollte ja keiner, jetzt ist er halt hier und wir leben so miteinander.


    Was sehr angenehm ist, und uns das Zusammenleben auf diese Art sehr erleichtert, ist, dass er unglaublich verfressen ist. Und er schnell lernt. Und dass er sooooooo faul und eigentlich nur auf seinen Vorteil bedacht ist. Damit kann ich sehr gut arbeiten :D


    Ich finds übrigens immer sehr... amüsant-traurig, was ich beim Mitlesen in solchen Threads immer lerne. Hier zum Beispiel, dass ich ja gar keinen Hund halten sollte, weil es mir sehr schwer fällt, "Nein" zu sagen...

    Rouven sein Orange Crush mit rotem Band ist ihr am Hals einen Ticken zu eng, geht wahrscheinlich in grenzwertig, Länge ist aber auch super. Dass hatte ich auch überlegt ob es Carlo passen würde. Möchtest du es zum anprobieren einmal haben? Ich brauche es eh grad nicht und sehr wahrscheinlich auch perspektivisch nicht.

    Oooh, das wär ja super lieb, wenn wir das zum Testen ausleihen dürften :herzen1:

    Ich schick dir gleich eine PN mit Adresse.


    Erpaki hört sich auch sehr gut an - viel Hals und wenig Länge ist genau das, was wir brauchen, da werd ich die Woche auch mal schauen, Dankeschön!