Wurli und BettiFromDaBlock
Umdrehen ist normalerweise auch die Strategie unserer Wahl, wenn Ausweichen nicht möglich ist. Solange er noch nicht in seinem Tunnel drin ist, klappt das auch bei bekannteren Auslösern einwandfrei. Aber bei neuen Dingen und bei Erzfeinden reichts schon, wenn die am Horizont auftauchen und Carlo fährt seinen Film.
Und dann ists so, wie Morelka sagt: ich müsste ihn hinter mir herschleifen - manchmal mach ich das auch, um aus der direkten Gefahrenzone zu kommen, aber das klappt nicht bei so extremen Auslösern. Zum einen sind 25kg, die sich nicht mehr bewegen lassen wollen sehr unhandlich und zum anderen reicht dann schon geringer Zug, um ihn vollständig explodieren zu lassen.
Alles, was dann in dem Moment von ihm als aversiv gesehen wird, wird angegriffen. Körpersprachlich auf die Seite bewegen, was normalerweise gut funktioniert, weil er so sensibel ist, wird als Angriff gesehen. Ansprechen wird als Angriff gesehen. Berührungen werden als Angriff gesehen. Sogar über den Boden gerolltes Futter wird angegangen.
Es brennen dann wirklich alle Sicherungen durch und er ist in dieser Reaktion gefangen - er wechselt dann im Millisekundentakt vom wilden Angreifen nach vorne hin zu Frust nach hinten auslassen, weil er gehalten wird, weiter zu ängstlich an mich drücken, was wieder dazu führt, dass er nach hinten Frust auslassen muss, weil er berührt wird, das geht über in mich anfiddeln und wieder nach vorne springen...
Da dringt einfach gar nichts mehr zu ihm durch. Wir arbeiten an einem positiv aufgebauten Abbruchsignal, das kann ich aktuell auch schon nutzen, wenn er bei Spuren (Katzen, Erzfeinde,...) kurz vorm Kippen ist, aber in diesen extremen Momenten kann ich alles vergessen.
Er ist gesichert mit Maulkorb und kurzer Leine, ich kann ihn auch sehr gut halten (denn eigentlich will er eh nicht nach vorne) und mittlerweile habe ich da auch keine Angst mehr vor ihm, aber es sieht wild aus und klingt wild. Es wird auch schon besser, anfangs hat er auf alles, was sich beweg so reagiert. Mittlerweile sind ihm Autos, Fahrradfahrer und die meisten Spaziergänger egal und im Training und bei Social Walks mutiert er zum mutigen Streber, aber es gibt eben immer noch so Momente, wo er durchknallt...
Ich bin ja nur froh, dass viele Hundehalter hier in der Gegend ganz anders drauf sind als die alte Dame; da wird uns gut zugeredet und wir werden gelobt, wenn Carlo ruhig bleiben kann, wenns mal nicht funktioniert, wird uns aus dem Weg gegangen. Mittlerweile haben wir auch mit den meisten Tutnix-Haltern ein gutes Auskommen, die fangen nämlich wirklich an, ihre Hunde anzuleinen, wenn wir um die Ecke kommen (die denken zwar wahrscheinlich auch nicht gerade positiv von uns, aber das merk ich ihnen halt nicht an und ich rufe immer brav Danke hinterher).
Wahrscheinlich trifft mich das deshalb umso mehr