Beiträge von Zeitfuchs

    Meine Mama und Freund sind auch schon mit etwas Abstand mit spazieren gekommen, damit Luna sich auf neutralem Boden an die Anwesenheit gewöhnt. Meiner Meinung nach hat das sehr gut geklappt. Haltet ihr das auch für einen guten Ansatz oder eher nicht?

    Das hab ich mit Jack auch gemacht, ich finde das super. Gemeinsames Laufen und Erkunden mit der eigenen Gruppe schweißt zusammen!


    Zum Autofahren: So kleinschrittig und positiv aufbauen hört sich gut an, wo genau man noch feilen muss (ob überhaupt), sieht man ja erst, wenn man es macht. Wenn sie keine Probleme damit hat und ruhig bleibt, kann man das Ganze verkürzen, und wenn es Probleme gibt, muss man eben sehen, was es ist und reagieren. Bei Jack war es Übelkeit, er saß die ersten Wochen im Beifahrerfußraum, wo er sich einrollen konnte und viel Halt von drei Seiten hatte.

    Um Lunas Ehre ein wenig zu retten: Ich bin mir nicht sicher ob das unter die Begrifflichkeit Verhaltenskette fällt, denn die Belohnung kommt nicht von mir sondern sie belohnt sich quasi selbst.


    Jack ist eifersüchtig. Wenn Luna Zuwendung bekommt, springt er in 9,5 von 10 Fällen auf und will sich dazwischendrängeln. Ihm das abzugewöhnen ist sehr langwierig, weil es viel zu viele Menschen gibt, die sich dann begeistert ihm zuwenden und es bestärken.


    Luna, dieses Luder, hat das spitzbekommen. Manchmal liegt Jack an einer Stelle, an die sie gerne hinwill, aber sie ist zu höflich, um das einzufordern. Sie hat aber durch Beobachten Jacks Eifersuchts-Verhaltenskette verinnerlicht. Also steht sie auf, kommt mit Herzen in den Augen zu mir und tut kurz so, als wolle sie Zuwendung.

    Sobald er das merkt, springt Jack vom begehrten Bett auf und kommt auch zu mir, und einen Augenblick später lässt Luna mich links liegen und wirft sich auf das begehrte Bett. Ich bleibe mit gebrochenem Herzen und dem eifersüchtigen Jack, den ich aber nicht streicheln darf, zurück. |)

    Jack fällt JEDES Mal darauf herein.

    EDIT: Ich auch.

    Mit Jack spiele ich gerne Stofftiere sortieren. Er muss dann aus einem Haufen Stofftiere eins herausdeuten und mir bringen. Bei Jack hatte ich schon ein wenig Erfahrung durch Luna gesammelt, bei ihm ist es blitzsauber aufgebaut. Bei Luna habe ich geschlampt und zu schnell aufgebaut, zudem ist sie wesentlich schneller im Kopf und verzeiht keine Timingfehler. Sie hat sich in Windeseile eine Verhaltenskette direkt aus der Stofftierhölle angewöhnt. :hust: Ich versuche gerade, das zu korrigieren und fange mit ihr praktisch von vorne an.


    Die Verhaltenskette bei Jack:

    - Hund hört Begriff x und verknüpft ihn mit Stofftier X

    - Hund läuft zum Stofftierhaufen, sucht Stofftier X und nimmt es ins Maul

    - Stimmliche Bestätigung

    - Hund trägt Stofftier X zu mir

    - Hund legt Stofftier X ab

    - Hund setzt sich hin

    - Keks

    - Hund wiederholt dasselbe genauso treffsicher und wohlüberlegt mit Stofftier Y und Z, dann ist Pause und Luna tritt auf den Plan.


    Die Verhaltenskette bei Luna ist schon ein wenig komplexer. :ugly: Wenn man sie laufen ließe, wäre das in etwa so:

    - Hund hört Begriff x und verknüpft ihn mit Stofftier X

    - Hund läuft zum Stofftierhaufen und schnappt sich Stofftier Z, ihr Lieblingsstofftier

    - Hund ignoriert meinen Abbruch, beutelt Stofftier Z und findet es großartig

    - Aufforderung von mir, sich mal zusammenzureißen

    - Hund trägt Stofftier Z zu mir

    - Hund wartet vergeblich auf Keks und wird an Stofftier X erinnert, das immer noch im Haufen liegt

    - Hund läuft zurück, schnappt sich aus Versehen Stofftier X

    - Hund wird gelobt, aber eine Zehntel Sekunde zu spät

    - Hund lässt Stofftier X wieder fallen und schnappt sich Stofftier G

    - Hund beutelt Stofftier G und findet es großartig

    - Hund sieht Lieblingsstofftier Z bei mir liegen und stürzt sich darauf

    - Hund wird verrückt und will alle Stofftiere auf einmal ins Maul nehmen


    Tja, so schnell kanns gehen. :roll:

    Da Franzi eben unsicher ist und sich im Zweifelsfall sehr zurücknehmen und zurückziehen würde, machen wir uns schon Gedanken darüber was wäre, wenn sich der „neue“ Hund dann im Laufe der Zeit als eher fordernd/dominant entwickelt. Würde sich dann Franzi absolut zurücknehmen und sich eben nicht mehr so wohl fühlen, wie es jetzt der Fall ist? Das ist bei allem eigentlich unsere größte Sorge (oder ist das zu menschlich gedacht?).


    Habt Ihr vielleicht Erfahrung damit, wie sich eben so ein eher unsicherer und „rücksichtsvoller“ Hund mit einem zweiten Hund entwickelt?

    Meint Ihr es wäre sinnvoll uns weiter mit dem Gedanken an einen Zweithund auseinanderzusetzen, oder sollen wir es lieber seinlassen?

    Viel Objektives wurde schon gesagt, ich kann nur noch meine Erfahrung beisteuern: Hier lebt eine unsichere, mit anderen Hunden schnell mal unbeholfene Hündin (10) mit einem sehr souveränen, aber respektvollen ruhigen Rüden (5) zusammen und die zwei sind wie ein altes Ehepaar. Sie ergänzen sich gut, weil sie unterschiedlich geprägt sind und trotz Altersunterschied ein ähnliches Energielevel haben, sodass sie sich nie auf die Nerven gehen. Er gleicht ihre teilweise übersteuerten Kontaktaufnahmen mit Hunden aus, sie ermuntert ihn zur Kontaktaufnahme mit Menschen und ist einfach der ruhende Pol in Alltagssituationen. Und beide laufen insgesamt irgendwie auf derselben Frequenz, das Zusammenleben ist recht mühelos. Ich musste anfangs ein bisschen gegensteuern, als der Rüde neu war, aber das war nicht der Rede wert.


    Ich hatte großes Glück, dass die beiden einfach wie Arsch auf Eimer zusammenpassen. Mit einem zu präsenten, weniger respektvollen Zweithund wäre Luna vielleicht nur noch ein Schatten ihrer selbst, der sich herumscheuchen und kontrollieren lässt, wenn ich nicht dauernd eingreife. Zwei deckungsgleich unsichere Hascherl wollte ich auch nicht halten, das wäre bestimmt mehr Arbeit.

    Ich würde die Entscheidung von dem individuellen Kandidaten abhängig machen und mir den sehr genau anschauen, aber ich sehe keinen Grund, warum man die Idee per se verwerfen sollte! Für mich besteht der Reiz an der Gruppenhaltung genau in der Veränderung und in den neuen Dynamiken, die entstehen. Klar machen die Arbeit, und ich vermisse manchmal auch die unkomplizierte Zeit, als ich einfach nur einen Hund dabei hatte. Möglicherweise erregt man in gewissen Situationen (nicht nur positives) Aufsehen. Da muss man eben abwägen.

    Ich war ja in einer sehr ähnlichen Situation - Jack, Rumäne, ist letzten Sommer eingezogen. Er war in einem riesigen Shelter und sehr unsicher und ängstlich mit Menschen. Wir wohnen hier auch in einem Mehrgenerationenhaus. Ich habe die Waschküche und den einzigen Zugang zum Garten, an gewissen Tagen herrscht also ein gewisser Durchgangsverkehr.

    Jack hat sich die ersten Wochen und Monate auch schwergetan mit der Geräuschkulisse und den vielen Menschen. Er hat sehr viel geknurrt, tagsüber wie nachts, und bei bestimmten Personen hat er auch noch viel heftiger reagiert. Im Garten wurden die Nachbarn angeknurrt und alle, die auf dem Balkon waren.

    Das wurde mit der Zeit immer besser, jetzt ist es weg.

    Ich habe einfach geschaut, dass er niemals in der Nähe der Wohnungstür sondern immer irgendwo hinter mir liegt, im Zweifelsfall mit Leine. Außerdem sollten alle Personen ihn komplett ignorieren, wenn er sie anknurrt. Das hat nicht geklappt, die Bilanz kann ich kurzfassen. Meine Familie hat sich sehr schwergetan damit. Er wurde deutlich entgegen meiner Bitte angesprochen, angestarrt, teilweise sogar angefasst ("er soll doch merken dass ich ihm nichts tue!!"), und ich habe mir den Mund fusselig diskutiert.

    Selbst das hat aber keinen bleibenden Schaden hinterlassen, Jack ist jetzt ein knappes Jahr hier und knurrt nur noch ganz selten, wenn er etwas sehr komisch findet. Er wird im Umgang mit Menschen immer eine Schissbüchse bleiben, aber hat sich einfach dran gewöhnt, dass manche Menschen grobschlächtiger kommunizieren.


    Ich persönlich habe Jack anfangs nicht geschont im Sinne von "bitte betretet den Raum nicht" o.ä. Ich wollte, dass er möglichst schnell einfach das Leben mitbekommt, wie es eben ist. Ich hab nur sehr drauf geachtet, dass er aus dem Zentrum des Geschehens wegbleibt. Im Korb liegen und knurren und wuffen: Kein Problem, wurde ignoriert. Zur Tür rennen, eigenmächtig Personen begrüßen, dort stehen und weitergrummeln? Auf keinen Fall. Das darf er auch heute noch nicht, auch wenn er das sehr gern tun würde.

    Irgendwie war mir entgangen, dass du in Gran Canaria bist. Das mit dem Balkon ist großartig! Wenn ich das jetzt richtig verstanden hab, behält sie in einem Zeitfenster von 7 bis 23 Uhr alles ein? Das ist natürlich nicht optimal, aber soo schlimm finde ich es für den Moment auch nicht. Meine Hündin hat die ersten 3 Tage alles einbehalten, weil sie sich nicht getraut hat. Da war nix zu machen. Auch danach teilweise 24 Stunden, weil sie nur in vertrauter Umgebung und an wenigen Orten konnte. Das kam dann schon irgendwann in rauen Mengen...


    Den Ort des Rausgehens kann man sich in deinem Fall jetzt nicht aussuchen, aber nach wie vor kann ich mir denken, dass sie sehr von einem sicheren Artgenossen profitieren würde. Wie reagiert sie allgemein auf Hunde, will sie nichts von ihnen wissen oder meinst du, ein regelmäßig draußen wartender Kumpel könnte helfen, diesem Weg vor die Tür eine gewisse Beiläufigkeit zu verleihen?

    Puh, das ist natürlich sehr dumm gelaufen. Erstmal super, dass du sie doppelt gesichert hattest, hier wäre einem unvorsichtigeren Gemüt in der Situation schon die erste Katastrophe passiert...

    4 Wochen sind ja gar nichts, und es hört sich so an, als sei das entstandene Vertrauen einfach zu zaghaft gewesen, um sowas schon auszuhalten. Meine zwei Ausländer waren keine so extremen Fälle wie Bonny, aber in Grundansätzen erkenne ich beide in unterschiedlicher Gewichtung durchaus wieder. Zwei Dinge haben bei uns die Lage schon deutlich erleichtert:

    1. Für den ängstlichen Rüden das Vorhandensein der souveränen Althündin,

    2. Damit die Hündin alt und souverän wurde: ein riesiger Garten und ein sehr ländliches Umfeld.


    Ich bin ein bisschen überrascht, dass solch ein Kaliber in solch eine Lebenssituation vermittelt wurde. Und das hat gar nichts mit dir zu tun, weil ich finde, dass du vieles sehr gut machst. Aber ich sehe diesen Hund von deiner Beschreibung her nicht direkt an einer Hauptverkehrsstraße, und, wenn Bonny auch noch Kommunikationsdefizite mit Menschen hat, auch noch nicht in Einzelvermittlung.

    Ich verstehe das sehr! Noch ein positiver Bericht: Luna wurde erst vor ein paar Jahren mit 6 oder 7 Jahren aufgrund eines Ovarrest-Syndroms kastriert, sie ist jetzt 9. Angeblich war es sie es schon, als ich sie bekam, das stimmte aber nicht ganz - der Tierarzt im Shelter in Serbien hatte offenbar nach der Hälfte aufgehört und zugenäht, warum bleibt sein Geheimnis. Dass da noch was vorhanden ist, bemerkte ich erst, als sie dauerläufig wurde und eine Pyometra bekam. Luna verträgt zudem ein paar Narkosemittel nicht, gab also ein paar Faktoren, die die Kastration nicht gänzlich routinemäßig machten.

    Kurzfassung: Am Abend konnte ich sie abholen und wenig später hat sie bereits wieder mit großer Begeisterung ihre Schüssel Karottensuppe geschlabbert.


    Sie hat außerdem 2020 zwei recht aufwendige Mamma-OPs gehabt, beide Male lange, tiefe Narkosen. Hat die alte Dame auch ohne Zwischenfälle weggesteckt.