Wandertag im Pfälzer Wald
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Es ist zwar kein Urlaubs-Reisebericht, aber der Bericht einer Geburtstags-Wanderung.
16. Juli 2011. Ein sonniger, warmer Tag zwischen vielen verregneten, kühlen oder schwülen Sommertagen. Dieses Jahr wünsche ich mir von meinem Mann eine gemeinsame Wanderung zum Geburtstag. Eine Reportage über Trekkinglagerplätze im Pfälzer Wald macht mich auf diese Gegend aufmerksam, und auf der Internetseite http://www.trekking-pfalz.de finde ich mehrere Tourenvorschläge für Rundwanderungen. Einer davon beginnt in Neustadt, und führt über den höchsten Gipfel dieser Gegend wieder zurück nach Neustadt. Die vollständige Route beträgt 22km; ich beschließe jedoch, das letzte Drittel wegzulassen und von der Kaltenbrunner Hütte direkt nach Neustadt zu gehen. Übrig bleiben etwa 16km Waldwege.
Früh am Samstag geht es los. Die Rucksäcke sind gepackt, die Hunde im Auto, und ab geht die Fahrt nach Neustadt. Das Wetter ist perfekt.
In Neustadt stellen wir das Auto auf der Festwiese ab und laufen in die Fußgängerzone.
Mein Mann hat Hunger. Bei einem Metzger wird er fündig, und mit einer Wurstsemmel in der Hand macht er sich auf ins Abenteuer. Am Bahnhof vorbei, führt uns die Straße bergauf zum Wald. Plötzlich: Hundegebell hinter uns. Ein großer Golden Retriever läuft zu uns, schleppt seine Leine hinter sich her, und sucht Kontakt zu meinen Hunden. Sein Frauchen kommt angelaufen - der Hund ist ihr abgehauen, und sie hatte keine Chance, ihn zu halten. Kein Wunder, sie wiegt höchstens 15kg mehr als der Hund. Sie übernimmt ihren Hund, wir gehen weiter, und nach wenigen Minuten kommt er wieder gelaufen. Diesmal dreht er ab, nachdem Lovvy ihm deutlich gezeigt hat, dass er hier unerwünscht ist. Weg ist er, Frauchen sucht ihn. Wir gehen weiter bergauf. Etwa zehn Minuten später kommt der Hund gelaufen, das Frauchen gefahren, und wieder sucht er Kontakt. Ich pflücke die Hunde auseinander, gehe mit dem Goldie zum Auto, verfrachte ihn hinein, und gehe zurück. Das Fenster an der Beifahrertüre ist offen, und wer versucht auszusteigen? Wir wünschen der Frau noch alles Gute und gehen weiter.
Bald darauf sind wir im Wald. Zunächst noch auf einem asphaltierten Weg, dann auf einem gut gekennzeichneten Waldweg. Es ist nahezu unmöglich, sich hier zu verlaufen - dieser „Prädikats-Rundwanderweg“ ist deutlich gekennzeichnet. Zusammen mit den Markierungen der übrigen „Prädikats-Wanderwege“ ergibt das ein buntes Bild.
Der Weg geht immer weiter bergauf, in einer gemütlichen Steigung. Es ist dämmrig und angenehm kühl im Wald. Trockenes Laub raschelt, ein leichter Wind kühlt unsere verschwitzten Gesichter - das Gehen hier ist angenehm. Zumindest für die Hunde und für mich. Mein Mann leidet. Als Bewegungsmuffel kämpft er tapfer mit der Steigung und gegen die Schmerzen, welche die ungewohnten Bewegungen in den Beinen verursachen. Immer wieder müssen wir kurze Pausen einlegen. An der Schutzhütte Speierheld machen wir eine längere Pause. Die Hunde bekommen Wasser, mein Mann ruht sich in der Schutzhütte aus, und ich mache Fotos und genieße den Ausblick von hier oben.
Dann geht es weiter. Hier wird der Weg interessant - Felsen, Wurzeln, Stufen und Steine erinnern mich etwas an schottische Wege. Nur Wasser und Sumpf fehlen.
Leider ist dieser Wegabschnitt nur kurz, dann geht es weiter auf dem Prädikats-Wanderweg. Bald sind wir an der ersten Hütte für heute, dem Hohe-Loog-Haus. Hier füllen wir unsere Flüssigkeitsvorräte auf. Für die Hunde stehen mehrere Wassernäpfe vor dem Haus. Im Schatten der Bäume lässt es sich gut aushalten, aber wir gehen bald weiter.
Jetzt führt uns der Weg über die Hohe-Loog-Ebene bis zum Waldparkplatz Hahnenschritt. Unterwegs bietet sich uns ab und zu ein schöner Ausblick ins Tal.Der Waldparkplatz ist gut besucht; die Aussicht von hier ist beeindruckend. Ohne Pause folgen wir dem Weg vom Parkplatz über die Straße. Gegenüber geht ein schmaler Waldweg rauf auf die Kalmit.
In Serpentinen geht es bei gemäßigter Steigung bergauf. Vor der letzten Wegschleife höre ich eine Lautsprecherdurchsage. Nanu, was ist denn dort oben los? Wenige Minuten später weiß ich es: Am Kalmithaus kann man Essen bestellen, und wenn es fertig ist, erfolgt eine Lautsprecherdurchsage. Vor dem Haus sitzen viele Menschen im Schatten der Sonnenschirme. Wanderer, Radfahrer, Autofahrer, dazu noch ein paar Hunde, geben ein lebhaftes Bild ab. Der Blick von hier oben ist ebenfalls beeindruckend.
Wir setzen uns auf eine Bank vor dem Haus, trinken etwas, und ruhen uns ein wenig aus. Auch hier stehen Wassernäpfe für die Hunde.
Der Rückweg zum Waldparkplatz ist identisch mit dem Aufstieg. Hier beginnt das Martyrium des Bewegungsmuffels. Obwohl das Gefälle wirklich nur sachte ist, beginnen seine Knie zu schmerzen. Der jahrelange Nichtgebrauch rächt sich jetzt. Aber es hilft nichts - wenn er sich kein Taxi rufen will, muss er laufen.
Vom Parkplatz aus folgen wir einem ebenfalls gut markierten Pfad hinunter ins Kaltenbrunner Tal. Für diesen leichten, gut zu gehenden Abstieg brauchen wir länger als für den Anstieg. Plötzlich schießt Lorcan vor, bellt aufgeregt. Da liegt doch tatsächlich so ein großer Felsbrocken mit einer bunten Markierung mitten auf dem Weg. Lorcan ist wohl erschrocken und hat ihn sicherheitshalber mal verbellt. Der Fels bleibt jedoch unbeeindruckt liegen.
Das letzte Stück Weg zur Kaltenbrunner Hütte ist auf einer geschotterten Piste und schlecht für meinen vom Fersensporn geplagten Fuß. An der Hütte gibt es wieder eine längere Pause - und Wespen.
Dann auf zum Endspurt. Ohne viele Höhenmeter geht es durch den Wald nach Neustadt. Am Hermannsfelsen ist eine Stelle wie aus einem Feenwald - bemooste Felsen, Laub, Farn, und ein paar Sonnenstrahlen, die durch das Blätterdach dringen.In Neustadt angelangt, geht es erst einmal steil bergab, und dann sind wir schon am Parkplatz. Wegen des „leidenden“ Wandergenossen verzichten wir auf einen gemütlichen Ausklang (ein Eiscafé wäre jetzt nett gewesen) und fahren nach Hause.
Fazit: Durch meine einsamen Wanderungen und Trekkingtouren in Schottland bin ich schon etwas verwöhnt, was Wanderungen angeht. Diese Tour im Pfälzer Wald hat mir jedoch sehr gut gefallen. Wie bei Waldwanderungen so üblich, hielten sich die Ausblicke in Grenzen (deshalb wandere ich lieber im schottischem Moor), aber die Stimmung im Wald war irgendwie besonders (wenn ich das Stöhnen und Jammern des Bewegungsmuffels ausblenden konnte). Größere Ansammlungen von Menschen begegneten uns nur am Parkplatz und bei den Hütten, ansonsten hatten wir den Wald für uns - trotz guten Wetters und Sommerferien. Der Pfälzer Wald wird meine Hunde und mich noch öfter sehen, glaube ich.
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Ganz, ganz herzlichen Dank für den schönen Bericht und die tollen Bilder!
Das war sicher ein superschöner Tag- trotz BewegungmuffelIch freu mich schon auf die Bilder von der nächsten Wochenendtour.
Liebe Grüße, Sanny
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