*Zeigen und Benennen*

  • „Zeigen und Benennen“


    „Zeigen und Benennen“ ist ein Spiel, das ich mit Hunden spiele, die auf irgendwelche Reize in der Umwelt mehr oder weniger heftig reagieren.
    Soweit ich das herausfinden konnte, hat Ute Blaschke-Berthold (http://www.cumcane.de), bei der ich das gelernt habe, diese Trainingstechnik von Kayce Cover (http://www.synalia.com/) übernommen und/oder weiterentwickelt. Ziemlich zeitgleich habe ich das auch bei Leslie McDevitt als „Look at that“-Game in ihrem Trainingsprogramm „Control Unleashes“ (DVD und Buch) entdeckt. Ich weiß nicht, ob es „abgeschaut“ oder selber entwickelt wurde. Vielleicht forscht ja mal jemand nach ;D



    Beim Zeigen und Benennen mache ich mir mehrere „Werkzeuge“ der Lerntheorie gleichzeitig zu nutze.
    Dazu erst einmal eine Beschreibung, wie das Spiel aussieht und wie es aufgebaut wird:


    Wenn der Hund etwas ansieht, wird das angelickt und bestärkt. Man kann, um das Konzept zu lehren, mit einem neutralen Targetgegenstand beginnen, wo sich der Hund nicht drüber aufregt, sondern einfach nur das Verhalten „ich guck das Ding an“ lernt.
    Wenn man es mehrfach bestärkt hat, führt man ein Signal ein. Ich sage in dem Fall: „Wo ist das 'wasauchimmer'“.
    Möchte man es draußen mit Auslösereizen spielen, ist es sinnvoll, das erst einmal unter Bedingungen zu machen, in denen der Hund den Reiz sieht/wahrnimmt, aber sich nicht darüber aufregen muss.
    Beispiel: Wenn ein Hund fremde Hunde furchtbar findet, könnte man, um das Spiel einzuführen, das ganze erst einmal mit Hundekumpels auf einem gemeinsamen Spaziergang spielen. Der Hund sieht den anderen Hund an, Click, Belohnung. Ich möchte nach dem Click eine Umorientierung zu mir – wenn der Hund das anfangs nicht kann, reiche ich die (hochwertige) Futterbelohnung dem Hund direkt vor die Nase und ziehe es dann ein winziges bisschen zur Seite, sodass die Nase ein wenig mitschwenkt. Wenn der Hund sofort nach Nehmen des Leckerchens wieder zum anderen Hund guckt, prima, kann man gleich wieder clicken. Leckerchen wieder anreichen, leicht seitlich versetzt.
    Bei manchen Hunden kann man das Leckerchen auch durch das Blickfeld plumpsen lassen. Ziel ist in jedem Fall, dass der Hund nach und nach lernt, nach dem Click den Blickkontakt vom anderen Hund löse zu können und mich ansieht – Jackpot.


    Besonders wenn man in anderen Situationen schon freiwillige Blickkontaktaufnahme bestärkt hat, fängt der Hund meist ziemlich schnell an, den anderen Hund anzuzeigen: guckt anderen Hund an, guckt zum Menschen, wieder zurück zum Hund – nach dem Motto, hey, da, ich hab den Hund gesehen, ich weiß, dafür gibt’s einen Keks.


    Prima Sache, denn jetzt hat der Hund „Hund anzeigen“ als Trick gelernt – jetzt kann man dem Verhalten einen Namen geben: bei mir „Wo ist der Hund?“
    Ich frag es, kurz bevor die Nase wieder Richtung anderer Hund schenkt, click, Keks.


    Das ganze wiederhole ich mehrfach und ändere dann irgendwas – z.B. gehen wir einfach ein paar Schritte weiter, oder bei totalem Trainingsluxus nehmen wir einen anderen Hund... Damit sich das Signal generalisiert, braucht's ein paar verschiedene Situationen mit möglichst unterschiedlichen Hunden.


    Was ist nun das gute daran?
    Es verbindet, wenn man besonders anfangs jede Hundesichtung, egal wie weit weg der ist, als Trainingsgelegenheit nutzt, mehrere bewährte Trainingswerkzeuge, nämlich:
    systematische Desensibilisierung: systematische Desensibilisierung heißt, dass der Hund sich schrittweise an einen Reiz gewöhnt, indem man diesen Reiz anfangs nur sehr abgeschwächt präsentiert. Zum Beispiel einen Hund auf größerer Entfernung. Einen Hund der nicht „gar so furchtbar“ ist. Oder einen Hund, der sich möglichst nicht bewegt.
    Was dabei „abgeschwächt“ ist, ist von Hund zu Hund verschieden.
    Klassische Gegenkonditionierung. Klassische Konditionierung wird hier: http://www.slideshare.net/Cave…lassische-konditionierung sehr nett erklärt. „Gegen“Konditionierung heißt, dass ein bereits konditionierter Reiz mit einer anderen Konditionierung „überschrieben“ werden soll. Wenn z.B. ein Hund schon gelernt hat „anderer Hund“ - „ich reg mich auf“ (wobei das keine bewusste Reaktion ist, sondern reflexiv abläuft), soll er per Gegenkonditionierung lernen, „ich sehe einen anderen Hund“ = „gute Dinge passieren“
    operante Gegenkonditionierung. Während bei der klassischen Konditionierung ein Reiz einen Reflex (z.B. bestimmte Hormone werden ausgeschüttet) auslöst, kann der Hund natürlich auch lernen, auf einen Reiz ein bestimmtes Verhalten (bewusst) auszuführen (das ist im Prinzip nichts anderes, als dass der Hund auf ein altes „Signal“ ein anderes Verhalten ausführen soll – leider ist das nicht so einfach, wie es sich anhört, wie jeder weiß, der schon versucht hat, einem Hund bei zu bringen, dass „Türklingel“ nicht mehr „Randale an der Tür machen“ auslösen soll, sondern „geh auf Deine Decke und bleib da bis ich dich wieder abhole“). Hier kommt das „Alternativverhalten“ ins Spiel.
    Wenn bisher der Ablauf „ich seh einen anderen Hund“ → klassische Konditioniere Reaktion = Stresshormone werden ausgeschüttet“ → operante Gegenkonditionierung = „in die Leine springen, bellen, kreischen“ war, soll das Trainingsziel dann vielleicht so aussehen: „ich seh einen anderen Hund“ → klassische Konditioniere Reaktion = Entspannungshormone werden ausgeschüttet“ → operante Gegenkonditionierung = „zum anderen Hund gucken, zu Frauchen gucken, an lockerer Leine weitergehen“


    Außerdem umgeht man mit dem „Zeigen und Benennen“ viele Stolperfallen.


    Zum Beispiel wird gerne als Maßnahme gegen Leinenpöbeln „Blickkontakt zum Menschen“ auftrainiert. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, genau das selbe Alternativverhalten baut „zeigen und benennen“ ja auch auf... Es kommt aber ein bisschen darauf an, wie man es aufbaut (und wie stringent der Hund es dann durchführen soll) – und das kann man ja sehr unterschiedlich. Man kann es ganz auf Freiwilligkeit auslegen – und einfach angebotenen Blickkontakt einfangen, und/oder aus „in meine ungefähre Richtung gucken“ ein „schau mir in die Augen, Kleines“ formen. Man kann es mit Leckerchen locken, bestimmt gibt es auch immer noch Trainer, die mit Hundenase in meine Richtung drehen“ per Zwang trainieren... Man kann ein Signal dafür einführen, oder es lassen :D
    Wenn man sehr „signalorientiert“ ist, und Blickkontakt nur bestärkt, wenn man zuvor das Signal gegeben hat, kann man ungewollter weise lehren, dass es sich nur lohnt, zu gucken, wenn man vorher angesprochen wird.
    Wenn man das „Schau“ als „Scheuklappe“ gegen „fixiert den anderen Hund“ benutzt, kann es u.U. den Hund in ziemliche Konflikte bringen, z.b. wenn der Hund Angst vor anderen Hunden hat und eigentlich sein Nervensystem verlangt, dass er im Auge behält, wovor er sich fürchtet. Auch für Hunde, die aus Frust, nicht zum anderen Hund zu dürfen an der Leine Pöbeln, ist „wegschauen müssen“ oftmals noch frustrierender – es wird gemacht, weil es ja befohlen wurde – aber der Mensch wird als Spaßbremse verknüpft – als „Gegener“ in dem Konflikt – nix gut.
    Außerdem fehlt in dem Aufbau mit „Schau“ oft der Part mit der Klassischen Gegenkonditionierung – der Hund soll den Mensch anschauen, obwohl Stresshormone geradezu nach Bewegung schreien. Und manchmal wird dann sogar gleichzeitig noch ein weiteres Verhalten für Hochschulabgänger („bei Fuß“) erwartet... oder per kurz gehaltener Leine erzwungen.



    Warum ich so ein großer Fan bin.
    Es ist ein tolles Werkzeug um die Sozialisation eines Hunde fortzusetzen (bzw. den Welpen direkt so zu sozialisieren – eine Freundin bekommt nächste Woche einen, mit dem werden wir das machen, da wird toll, ich freu mich), denn man kann einfach alles, was der Hund „plötzlich“ bemerkt, mit C&B = guten Sachen verknüpfen.
    Wichtige Kategorien können einen „Namen“ bekommen: Hunde, Männer, Frauen, Kinder, Autos, Flugzeuge, verschiedene Spielzeuge... Der Hund lernt ganz nebenbei „Vokabeln“.
    Hat man einen Hund, der sich über gewisse, plötzlich auftretende Umweltreize aufregt, und er bemerkt ein Auftreten des selben erst, wenn der fast auf ihm drauf sitzt (z.B. ein anderer Hund, der off-line um die Ecke kommt, während der eigene grad vertieft an einer Stelle schnuppert, könnt man ihn rechtzeitig mit „Wo ist der Hund?“ darauf aufmerksam machen, dass da was kommt, damit er sich noch darauf einrichten kann.
    Dadurch, dass der Hund durch den Ablauf gleich ein (meistens sogar mehrere= Alternativverhalten erlernt, kann er im Gegenzug den Menschen darauf aufmerksam machen, wenn da was kommt, worüber er sich gleich aufregen muss. Er hat als Lösungstrategie beim Auftauchen von Auslösereizen gelernt, sich an seinen Menschen zu wenden.
    Die Hilfe, die der Hund braucht, schleicht sich ganz von selber aus, denn der Hund zeigt nur Sachen von alleine an, die ihn aufregen (oder als „Spiel“ mit seinem Menschen). Ganz oft fällt mir auf, dass das „Wo ist XY“ gar nicht mehr ausgeführt wird, wenn der Reiz den Reiz ;D verloren hat. Böser Hund, reagiert nicht auf „Befehle“ kicher
    es wird zu einem tollen „ich ehe was was du nicht siehst und das ist DA!“-Spiel.
    Es ist sehr vielseitig auf alle möglichen Auslösereize, Situationen, Hunde und Probleme anwendbar.
    Es ist leicht mit weiteren netten Trainingswerkzeugen kombinierbar, z.B. mit dem Entspannungssignal, mit dem Geschirrgriff, mit Pedeltraining, mit BAT...


    So. Roman beendet, Feuer frei :D

  • Also ich habe das schon öfters mit Interesse gelesen und wollte es auch mal ausprobieren, bin bis jetzt nur leider nicht dazu gekommen, treffen kaum Hunde.


    Ich habe einen 17 Monate alten Labrador, der Labitypisch natürlich andere Hunde interessant findet und häufig hin will, wenn diese auf uns zu kommen. Alles andere geht eigentlich relativ gut.
    Bisher mache ich es schon so das ich es belohne wenn er mich freiwillig anschaut, tut er es nicht gebe ich das Kommando "guck". Das klappt recht gut, er guckt mich auch recht lang an (ca. 4 sec.) Nur guckt er mich meist nur von sich aus an wenn ich ihn absitzen lasse, gehen wir auf den anderen Hund zu dann meist nicht, wo ich es mir eher wünsche, weil da sonst immer die Gefahr besteht wenn der Hund dann parallel ist das er rüber titscht.
    Er ist aber vom Verhalten dann recht hibbelig, da er natürlich recht aufgeregt ist.
    Besteht die Gefahr das ich ihn noch hibbeliger mache, wenn er zum anderem Hund schaut aber total hibbelig ist und ich dies clicker?
    Kann ich denn wenn er es verknüpft hat, die anguckphasen zu mir verlängern? Also anfangs 1 sec., dann nach ein paar wochen 2 Sec. usw? Wie lang guckt dein Hund dich zb an nachdem er zum Hund geschaut hat und du geclickert hast?
    Muss man dann immer clickern wenn er zum Hund schaut? Also auch wenn er es total verinnerlicht hat und einen perfekt anguckt und ruhig bleibt?

  • Danke, Shoppy, für die ausführliche Erklärung! :gut:


    Ich hielt es anfangs für sehr übertrieben, bin aber grad dabei, es nutzbringend anzuwenden. :roll: Rhian hat in letzter Zeit ihr Territorialverhalten ausgebaut, während ich hauptsächlich mit Splash beschäftigt war. Sie regt sich längst nicht über jeden Hund in "ihrem" Revier auf, den meisten begegnet sie unverändert freundlich, einigen wenigen nicht. Ihr Unterscheidungskriterium kann ich nicht erkennen, nun clicke ich halt alle fremden Hunde im Revier....funzt prima! :D Nur mit dem Benennen tue ich mich noch schwer, da hat wohl, wenn ich mir das durchlese, mein Timing nicht gestimmt: ich benenne, und sie guckt mich an! Bin ich ein Hund? :hilfe:

  • Super erklärt!!!
    Ich hätt da trotzdem ein paar kleine Fragen bzw. Anmerkungen... =)


    Zitat

    „Zeigen und Benennen“
    Beim Zeigen und Benennen mache ich mir mehrere „Werkzeuge“ der Lerntheorie gleichzeitig zu nutze.


    Ich möchte nach dem Click eine Umorientierung zu mir – wenn der Hund das anfangs nicht kann, reiche ich die (hochwertige) Futterbelohnung dem Hund direkt vor die Nase und ziehe es dann ein winziges bisschen zur Seite, sodass die Nase ein wenig mitschwenkt. Wenn der Hund sofort nach Nehmen des Leckerchens wieder zum anderen Hund guckt, prima, kann man gleich wieder clicken. Leckerchen wieder anreichen, leicht seitlich versetzt.
    Bei manchen Hunden kann man das Leckerchen auch durch das Blickfeld plumpsen lassen. Ziel ist in jedem Fall, dass der Hund nach und nach lernt, nach dem Click den Blickkontakt vom anderen Hund löse zu können und mich ansieht – Jackpot.


    Also wenn ich jedesmal ein Leckerlie erst vor die Nase halten muss, dann ist doch klassische Bestechung und keine Belohnung für gezeigtes Verhalten.... ;)


    Zitat


    Zum Beispiel wird gerne als Maßnahme gegen Leinenpöbeln „Blickkontakt zum Menschen“ auftrainiert..... genau das selbe Alternativverhalten baut „zeigen und benennen“ ja auch auf...


    Es kommt aber ein bisschen darauf an, wie man es aufbaut ....
    Man kann es ganz auf Freiwilligkeit auslegen – und einfach angebotenen Blickkontakt einfangen, und/oder aus „in meine ungefähre Richtung gucken“ ein „schau mir in die Augen, Kleines“ formen.
    Man kann es mit Leckerchen locken, bestimmt gibt es auch immer noch Trainer, die mit Hundenase in meine Richtung drehen“ per Zwang trainieren...
    Man kann ein Signal dafür einführen, oder es lassen


    Oder man kann auch einfach umdrehen und den Hund somit aus der Situation nehmen und wenn er dann zum Halter schaut, belohnen. So lerne ich dem Hund, dass er das nicht zu regeln hat, sondern sich am Halter orientieren soll.


    Zitat


    Wenn man sehr „signalorientiert“ ist, und Blickkontakt nur bestärkt, wenn man zuvor das Signal gegeben hat, kann man ungewollter weise lehren, dass es sich nur lohnt, zu gucken, wenn man vorher angesprochen wird.


    Da gebe ich dir auch völlig recht, aber hast du es nicht gerade genauso beschrieben?
    Wenn Hundchen immer erst einmal ein Leckerchen vor die Nase gehalten bekommt, um nach seiner Aufmerksamkeit zu haschen, dann ist dieses Leckerchen doch immer das "Signal", auf welches der Hund konditioniert wurde und wird. :???:


    Zitat


    Wenn man das „Schau“ als „Scheuklappe“ gegen „fixiert den anderen Hund“ benutzt, kann es u.U. den Hund in ziemliche Konflikte bringen, z.b. wenn der Hund Angst vor anderen Hunden hat und eigentlich sein Nervensystem verlangt, dass er im Auge behält, wovor er sich fürchtet. Auch für Hunde, die aus Frust, nicht zum anderen Hund zu dürfen an der Leine Pöbeln, ist „wegschauen müssen“ oftmals noch frustrierender.
    Außerdem fehlt in dem Aufbau mit „Schau“ oft der Part mit der Klassischen Gegenkonditionierung – der Hund soll den Mensch anschauen, obwohl Stresshormone geradezu nach Bewegung schreien.


    Bei "Zeigen und Benennen" bekommt der Hund auch nicht mehr Bewegung in dieser Stresssituation und wenn ein Hund sowieso schon fixiert, wie soll ich ihn dann für "Blickkontakt" belohnen?
    Somit würde ich das Fixieren noch bestärken. ;)


    Also ich kann mir das Ganze super bei einem ängstlichen Hund vorstellen, der den Kontakt und Blicke völlig meidet, um ihm mehr Selbstsicherheit und Mut zu geben. Aber ich kann es mir nicht bei einem Hund vorstellen, der an der Leine pöbelt, Größenwahn hat und meint, er müsse alles regeln, da läuft diese Methode, meiner Meinung nach in die völlig falsche Richtung.
    Ich möchte diese Methode keinesfalls schlecht machen oder verteufeln, aber da man muss hier ja immer davon ausgehen, dass den Text viele Leute lesen und es dann selbst mal bei ihrem Hund probieren. ;)

  • Zitat

    Danke, Shoppy, für die ausführliche Erklärung! :gut:


    Ich hielt es anfangs für sehr übertrieben, bin aber grad dabei, es nutzbringend anzuwenden. Rhian hat in letzter Zeit ihr Territorialverhalten ausgebaut, während ich hauptsächlich mit Splash beschäftigt war. Sie regt sich längst nicht über jeden Hund in "ihrem" Revier auf, den meisten begegnet sie unverändert freundlich, einigen wenigen nicht. Ihr Unterscheidungskriterium kann ich nicht erkennen, nun clicke ich halt alle fremden Hunde im Revier....funzt prima! :D Nur mit dem Benennen tue ich mich noch schwer, da hat wohl, wenn ich mir das durchlese, mein Timing nicht gestimmt: ich benenne, und sie guckt mich an! Bin ich ein Hund?



    hihi,
    Ich hab das manchmal, wenn sie so weit sind, dass der ehemals "BÖÖÖÖÖSE" Reiz nur noch "ach ja, da.... kann ich hier weiterschnüffeln???" ist. Wenn ich dann z.b. frage "wo ist der Hund?" werde ich angeguckt nach dem Motto "sach ma, gehts noch - ich hab dir den einmal angezeigt und das reicht doch wohl??" - dann ist DER in DER situation eben unaufregend :gut:


    Ich habe auch ein "Was ist da los?" - Das wende ich z.B. an, wenn ein Hund sich plötzlich irgendwo hin orientiert - ich aber nix entdecken kann.


    Interessant ist da auch, wenn man es mit "vorbeilatschenden Fremdhunden" spielt - während man mit mehreren Hunden unterwegs ist, und man dann möchte dass der "Fremdhund" angezeigt wird, der betreffende Hund aber sagt, nä, ich guck den Crispel an :p " is ja auch nen Hund, gell...

  • Zitat

    Super erklärt!!!
    Ich hätt da trotzdem ein paar kleine Fragen bzw. Anmerkungen...



    Also wenn ich jedesmal ein Leckerlie erst vor die Nase halten muss, dann ist doch klassische Bestechung und keine Belohnung für gezeigtes Verhalten....


    Doch klar, welches Verhalten habe ich denn markiert? Ich clicke: "den anderen Hund angucken". Mit dem Leckerchen vor die Nase halten will ich, Gierschlund, der ich bin, auch noch gleich ein zweites Verhalten - nämlich die Umorientierung. Das kann man auch anders machen. z.b. warten, bis die umorientierung von alleine kommt (vorsicht, Fixieurngsgefahr...) oder noch mal clicken. Beides mache ich je nach Situation auch schon mal, wenn "Fixieren" nicht wirklich ein Problem ist (weil der Reiz kein Hund ist oder der gleich ausser Sicht verschwinden wird) oder der Hund schon recht entspannt in der Situation bleiben kann.


    Zitat


    Oder man kann auch einfach umdrehen und den Hund somit aus der Situation nehmen und wenn er dann zum Halter schaut, belohnen. So lerne ich dem Hund, dass er das nicht zu regeln hat, sondern sich am Halter orientieren soll.


    Ich will den Hund aber gar nicht lehren, dass er nichts zu regeln hat. :hust:


    "Aus der Situation nehmen" ist eine Konsequenz für ein Verhalten in dem Fall Pöbeln. Wenn "Distanz vergrößern" Ziel des Verhaltens des Hundes war, bestärkst du damit das Pöblen...
    Wenn Distanz verkleinern das Ziel des Hundes war, dann "bestraft" Distanzvergrößern das Pöbeln vielleicht, andererseits erhöhst Du damit eventuell die Frustration. hmmm...



    Zitat


    Da gebe ich dir auch völlig recht, aber hast du es nicht gerade genauso beschrieben?
    Wenn Hundchen immer erst einmal ein Leckerchen vor die Nase gehalten bekommt, um nach seiner Aufmerksamkeit zu haschen, dann ist dieses Leckerchen doch immer das "Signal", auf welches der Hund konditioniert wurde und wird.


    Nochmal: das Verhalten, dass ich bestärke, ist: "anderen Hund angucken" nich "mich angucken". Ich mache das mit dem Leckerchen anfangs, WENN sich der Hund noch nicht alleine auf den Click zu mir umdreht - das hatte ich nicht genau beschrieben, vermutlich. Das kommt meist innerhalb einiger weniger Wiederholungen, dass der Hund nach dem Click das Leckerchen ABHOLT, anstatt auf "Essen auf Rädern" zu warten.



    Zitat

    Bei "Zeigen und Benennen" bekommt der Hund auch nicht mehr Bewegung in dieser Stresssituation und wenn ein Hund sowieso schon fixiert, wie soll ich ihn dann für "Blickkontakt" belohnen?
    Somit würde ich das Fixieren noch bestärken. ;)




    Öhm nö.
    1. Ja, der Hund bewegt sich nicht notwendigerweise mehr - aber er ist auch nicht im Konflikt - er darf weiter oder besser sollte ich wohl schreiben immer wieder gucken.
    2. klassische Gegenkonditionierung ist Bestandteil der Übung: "Hund taucht auf" = "gute Sachen passieren". Das macht man, damit eben die Streßhormone nicht mehr ausgeschüttet werden.
    3. Der Hund kommt nicht ins Fixieren, genau deshalb verantalte ich die "Leckerchen vor Nase lang ziehen" Aktion, wenn sich der Hund nicht selbstständig auf den Click umwenden kann.
    zum Fixieren muß der Hund "länger" hingucken können, was ich duch mein superduper, positiv verknüpftes Abbruchssignal (Clicker =) ) nach ein/zwei sekunden unterbreche und umorientiere... und zweites braucht es wen, der zurückstarrt *grins* (das ist der "operante Gegenkonditionierung"-Part der Übung)


    Zitat


    Also ich kann mir das Ganze super bei einem ängstlichen Hund vorstellen, der den Kontakt und Blicke völlig meidet, um ihm mehr Selbstsicherheit und Mut zu geben. Aber ich kann es mir nicht bei einem Hund vorstellen, der an der Leine pöbelt, Größenwahn hat und meint, er müsse alles regeln, da läuft diese Methode, meiner Meinung nach in die völlig falsche Richtung.
    Ich möchte diese Methode keinesfalls schlecht machen oder verteufeln, aber da man muss hier ja immer davon ausgehen, dass den Text viele Leute lesen und es dann selbst mal bei ihrem Hund probieren. ;)

    [/quote][/quote]


    Wer definiert denn, dass ein pöblender Hund "größenwahnsinnig ist und alles regeln will". Das ist Interpretation und in vielen Fällen unzutreffend.
    Ich wende zeigen und benennen übrigens auch bei Jagdverhalten an, muß ich mir jetzt Sorgen machen, dass die Hunde größenwahnsinnige Über-Jäger werden? Wahrscheinlich entspricht der Gandhi ziemlich genau Deiner Vorstellung vom größenwahnsinnigen Despoten (sein alter Name ist Nero, römischer Kaiser und Brandstifter...): Ressourcenverteidiger (alles ist seins... alles), keinerlei Frusttoleranz, sehr schnell extrem hohes Erregungsniveau, Impulskontrolle von minus dreitausend. Ein am Horizont fahrendes Auto und der war in der Erdumlaufbahn vor Erregung und drehte dann komplett hohl. Und zwar so lange und bei jedem Auto mehr, bis wir wieder zu Hause waren, dann ist er umgefallen und hat im Traum weitergezappelt...
    Das war im September. JETZT höppelt er mir in den Weg und "sagt" mir - da kommt gleich ein Auto um die Kurve - was soll ich machen?? Hilf!" Dann sag ich Sitz oder Stop und dann spielen wir Auto gucken, bis das Auto vorbei gefahren ist, und dann gehen wir weiter - beide entspannt im hier und jetzt... Naja, noch nicht so ganz - er guckt noch ein bißchen, wo es hin ist - es könnte ja zurückkommen - und wo es her kam - es könnten ja noch mehr kommen. Ich habe einen Koopereativen Hund, der mir netter weise bescheid sagt, wenn sich ein Reiz nähert, von dem er glaubt, dass er damit nicht fertig wird.... Nehm ich, gibts Jackpot für...



    An welcher Stelle der Verhaltenskette: "sieht einen Reiz" click, "Umorientierung" Bestärkung findet man "Größenwahn" und womit wird es dann bestärkt?


    Der Hund sitzt oder steht oder geht, wenn er soweit ist, ruhig irgendwo rum. Man bestärkt ruhiges entspanntes Verhalten und kurze Blicke zum Auslösereiz.


    Wenn ich bei Gandhi eins gelernt habe, ist das, dass in den meisten Fällen der Hund einfach nicht anders kann, als mehr oder weniger schlimm aus der Haut zu fahren, wenn er das tut... Wenn Gandhi das wollte, wenn ihm das Spaß machen würde, käme er nicht, und machte mich nicht drauf aufmerksam, wenn ich was nicht bemerkt habe. Der will das "Ausrastenmüssen" vermeiden - sehr eindeutig. Und wie schlimm das für den sein muß - wird umgehend grau - Schuppen und Talg. Und im "Ausrastmodus" könnte den auch ein Panzer überfahren - das würde den nicht wirklich beeindrücken...

  • Martina...


    Ohne Deine und zB.Tanjas und selbstverständlich anderen tollen Posts
    hier im DF im letzen Jahr wäre ich vielleicht verzweifelt. Aber...gerade
    das, was du hier in den letzten Tagen schreibst ist einfach eine
    grüne Bömmelkrone wert ( die kratzt auch nicht ;) ) !!



    Danke :gott: !!!!!


    Dein Ghandi und meine Momo...Himmel wie bekannt mir das vorkommt.


    Nein, ich Clicker nicht und Pöbeln ist im Gegensatz zum umweltgestressten
    Hund eher ein "einfaches " Problem. Leinenaggro bezieht sich dann halt
    auf " Hund " aber bei "Umweltstress" ich bezeiche es mal so, ist Alles und Jedes
    ein Auslöser...ein Blatt, ein Fahrrad , Auto, Bus, Trecker, Passant, Jogger...


    Um mal diesen Fred zu nutzen ...ich hätte eine Frage:


    Meine Momo, die bereits die verbliebenen Jogger,Fahrräder und LKW "anzeigt",
    fängt an, "Alternativverhalten" zu zeigen... also zB. schnüffeln oder Bogen
    laufen ohne die Rückversicherung bei mir einzuholen. Ich werte diese Reaktion
    als positiv da ich den Eindruck habe, der Hund hat gelernt mit diesen Stress-
    situationen auch selbstständig umzugehen ...oder!?



    Viele liebe und dankbare Grüße
    Susanne



  • JAAAAAAAAAAA!!


    Bemerken und Bestärken!

  • Zitat

    ich benenne, und sie guckt mich an! Bin ich ein Hund? :hilfe:


    Oh ja, das Problem hab ich auch noch beim "Wo ist der Hund? Spiel". Bin anscheinend in Jukons Augen auch ein Hund :D Glaub du musst es vom Timing her so abpassen, dass dein Hund dich grade schon anschaut und gleich zum anderen gucken wird (ist nur schwierig wenn deine Maus andere Hunde gar nicht unbedingt sooooo spannend findet...).


    Hab auch nochmal ne Frage zum Clicker allgemein:
    Bin heute nämlich ausgerutscht und auf meinen Clicker gestürzt - hab so nen Button-Clicker mit Knöpfchen, das hervorsteht und jetzt klemmt der... Eigentlich nicht so schlimm, haben auch nen Ersatzclicker ABER der ist viel leiser und vom Ton ganz anders obwohl von der gleichen Firma :???: Jetzt weiß ich auch was Thera meinte die I-Clicker wären so leise... Meiner war halt perfekt leiser als so ein Boxclicker und lauter als ein normaler I-Clicker anscheinend ist...


    Lg Caro & der kleine Schwarze

  • @ Shoppy
    Öhm ich glaube, dass wir gerade aneinander vorbei reden ....
    Ich wollte dich auch nicht angreifen oder deine Fähigkeiten in Frage stellen.:keks:
    Meine Intention lag jediglich darin, dass das hier viele Leute lesen, dir ihren Hund nicht einschätzen können und da denke ich, dass diese Methode nach Hinten gehen könnte.


    Und für mich ist das ganz klar Bestechung, wenn ich einem Hund ein Leckerlie vor die Nase halten muss, um ihn umzulenken. Aber das kann jeder halten, wie er will. Ich nutze es nunmal nur als Belohnung. :roll:


    Zitat

    Ich will den Hund aber gar nicht lehren, dass er nichts zu regeln hat. :hust:
    "Aus der Situation nehmen" ist eine Konsequenz für ein Verhalten in dem Fall Pöbeln. Wenn "Distanz vergrößern" Ziel des Verhaltens des Hundes war, bestärkst du damit das Pöblen...
    Wenn Distanz verkleinern das Ziel des Hundes war, dann "bestraft" Distanzvergrößern das Pöbeln vielleicht, andererseits erhöhst Du damit eventuell die Frustration. hmmm...


    Sorry hab vergessen zu schreiben, dass ich dann stehen bleibe und nachdem er mich angeschaut hat, mich wieder rumdrehe, aber ich denke, dass das sowieso nichts an deiner Meinung ändert.
    Ich nehme ihn aus der Situation raus, damit er sich nicht hochschaukeln kann und um sein Verhalten zu unterbrechen.
    Und glaub mir, dass ich das nicht mache, wenn er distanz vergrößernde Aggression zeigt und diese zeigt ein Hund übrigens nicht bei "Größenwahn" und nur darum ging es mir ....


    Was machst du, wenn der Hund in die Schleife reinrutscht "Ich will erst da Leckerchen sehen, bevor ich hier was mache!" Solche Hunde gibt es dann leider zur Genüge. :p


    Zitat

    Wer definiert denn, dass ein pöblender Hund "größenwahnsinnig ist und alles regeln will". Das ist Interpretation und in vielen Fällen unzutreffend.
    Ich wende zeigen und benennen übrigens auch bei Jagdverhalten an, muß ich mir jetzt Sorgen machen, dass die Hunde größenwahnsinnige Über-Jäger werden?


    An welcher Stelle der Verhaltenskette: "sieht einen Reiz" click, "Umorientierung" Bestärkung findet man "Größenwahn" und womit wird es dann bestärkt"


    Nochmal, mir ging es nicht darum, ob der Hund jetzt Größenwahn hat oder nicht, sonndern wenn er wirklich denkt, dass er alles regeln muss, weil sein Besitzer es nicht kann!
    Und ich denke auch, dass das klar ist, dass es keinem Hund Spaß macht, draußen in einem ständigen hohen Erregungs- und Stresslevel zu stehen.


    Übrigens wenn hier Leute schreiben, dass der Hund sie bei dem Spiel ganz gespannt anschaut, dann orientiert sich der Hund am Halter und wartet darauf, was als nächstes Tolles passiert.
    Genau das, was du nicht wolltest ...... :hust:

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